Im Jahr 2005 hatte die UniCredit, damals größte Bank Italiens, die bayerische HypoVereinsbank übernommen. Gut zwei Jahre später wurden die HVB-Kleinaktionäre gegen eine Barabfindung aus der Bank gedrängt durch einen sogenannten Squeeze Out. 300 von ihnen zogen vor das Landgericht München I, weil sie sich eine höhere Abfindung erhofften. Diese Erwartungen haben sich nun nicht erfüllt.
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HypoVereinsbank-Aktionäre sehen HVB unter Wert verscherbelt
Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren beschloss die Hauptversammlung den Squeeze Out gegen eine Barabfindung von 38,26 Euro je Aktie. In einem sogenannten Spruchverfahren nutzten 300 unzufriedene Aktionäre die Chance, um gerichtlich überprüfen zu lassen, ob dieser Wert korrekt war. Für die meisten war die HVB ein "Juwel", das unter Wert verscherbelt wurde.
Schwierige Wertermittlung der HypoVereinsbank
Die fünfte Kammer für Handelssachen hat nun auf 350 Seiten begründet, warum sie die damals festgesetzte Summe für angemessen hält. Das Verfahren mit diversen Sachverständigen und vier Gutachten über 1.500 Seiten war vor allem deshalb so kompliziert, weil es damals gleich zu mehreren Verkäufen und Übertragungen kam. Denn zur HVB gehörte seinerzeit auch die BA Creditanstalt in Österreich, sowie Banken und Beteiligungen in Polen, Osteuropa und dem Baltikum. Außerdem wurde das Investmentbanking von UniCredit auf die HVB übertragen.
Gericht sieht höheren Wert, UniCredit muss dennoch nicht nachbessern
Bei jeder einzelnen Transaktion musste die Kammer überprüfen, ob der damals ermittelte Wert und die Kaufpreise angemessen waren. Zum Schluss ergab sich tatsächlich eine Abweichung von unter fünf Prozent auf 40,07 Euro je Aktie, die aber letztlich mit 1,81 Euro zu niedrig ausfällt, so dass die ursprüngliche Abfindung nicht nachgebessert wird. Gegen diesen Beschluss können die Antragssteller Beschwerde einlegen. Die Gerichtskosten trägt die UniCredit.
Gericht: "Es gibt keinen exakten Wert eines Unternehmens"
Die Übernahme der HypoVereinsbank und ihrer Töchter war damals die größte grenzüberschreitende Bankenfusion in der EU. Die UniCredit wurde so die größte Bank der Eurozone. In den Jahren danach geriet das Institut allerdings in eine Schieflage mit Milliardenverlusten, hohen Abschreibungen und mehreren Kapitalerhöhungen. Schuld waren unter anderem die Finanzkrise, die Rezession und strengere Eigenkapitalvorschriften. In der Pressemitteilung des Landgerichts München I heißt es dazu heute: "Da aber die Ermittlung jedes Unternehmenswerts in die Zukunft gerichtet und daher von einer Vielzahl von zum Stichtag zu treffenden Prognosen abhängig ist, kann es keinen exakten, einzig richtigen Wert eines Unternehmens geben."
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