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Das Wort "Umwelt" klebt an der Scheibe eines Autoherstellers, der dafür wirbt, sich die Umweltprämie zu sichern.

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Umtauschprämien für alte Dieselfahrzeuge boomen

Die Umtauschprämie für alte Dieselautos ist für die Hersteller bisher offensichtlich ein Erfolg. Im vergangenen Jahr ist der Absatz in Deutschland um drei Prozent gestiegen auf 3,4 Millionen Pkw. Und auch der Jahresstart fiel hervorragend aus.

In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sind in Deutschland zehn Prozent mehr Fahrzeuge neu zugelassen worden als im Vorjahreszeitraum - und zwar insgesamt 531.000. Seit 1999 wurden hierzulande in den ersten beiden Monaten eines Jahres nicht mehr so viele Autos verkauft, freut man sich beim Automobilverband VDA.

Die von den meisten Herstellern gewährten Umtauschprämien sind offenbar ein starker Anreiz für viele Dieselfahrer, ihren alten Wagen gegen einen neuen oder einen jungen Gebrauchten zu tauschen - zumal in einigen Städten Fahrverbote drohen.

Unerwarteter Erfolg

Bei VW wurden seit dem Start der Aktion im vergangenen Sommer bis Ende Februar 2018 konzernweit rund 170.000 Neu- und Gebrauchtwagen mit der Umweltprämie verkauft, wie VW Chef Matthias Müller jüngst sagte. Besonders beliebt sind die Modelle Golf, VW Touran und Tiguan.

Die Konzerntochter Audi hat seit Beginn der Prämien-Aktion 23.500 Diesel mit den EURO Normen 1-4 "umgetauscht". Die meisten davon - und zwar rund zwei Drittel - waren Diesel-Autos der Abgasnorm EURO 3 oder älter, wie die Ingolstädter dem BR erklären.

Andere Hersteller sind mit konkreten Absatzzahlen zurückhaltender, wie Opel. Die Rüsselsheimer wollen keine Detailzahlen nennen, sprechen aber auch von einem Erfolg und denken offenbar über eine Verlängerung der Aktion nach, über das Monatsende hinaus.

Daimler, BMW und VW haben verlängert

Volkswagen teilte inzwischen mit, seine Umweltprämie für Dieselfahrzeuge bis Ende Juni zu verlängern - allerdings gilt dies nur noch beim Kauf eines Euro-6-Diesels. Die beiden Hersteller BMW und Daimler haben ihre Aktionen bereits Ende vergangenen Jahres um einige Monate verlängert, konkret bis Ende Juni.

Allerdings spielen die Prämien bei den teuren Fahrzeugen dieser beiden Autobauer offensichtlich keine so große Rolle. So spricht man bei Daimler von einem "niedrigen fünfstelligen Bereich" von Kunden und Händlern, die die Umtauschprämie in Anspruch genommen haben.

BMW spricht von einer zunehmenden Nachfrage nach der Umweltprämie, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Umtauschen besser als nachrüsten?

Bei den Autoherstellern gibt man sich gerne umweltfreundlich. Für sie ist die Umweltprämie kein Marketinginstrument, sondern vielmehr ein Beitrag zur Steigerung der Luftqualität in Innenstädten. Die Hersteller hatten den Umtauschbonus im vergangenen Sommer beim Diesel-Gipfel der Bundesregierung zugesagt.

"Ziel der Maßnahme ist es, dass Stickoxid-Emissionen rasch und nachhaltig gesenkt werden." Audi-Statement

Gerade das bezweifelt aber der Autoexperte und Professor an der Universität Duisburg-Essen Ferdinand Dudenhöffer. Er hält die Umtauschprämien für die zweitbeste Lösung, wie er dem Bayerischen Rundfunk sagte:

"Die beste Lösung wären Nachrüstsätze. Denn es ist schade, wenn noch gut brauchbare EURO-5-Fahrzeuge in der Schrottpresse verschwinden. Auch die Stickoxidbelastung in den Innenstädten wird dadurch nicht verbessert." Autoexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer

Doch bei Nachrüstsystemen sträuben sich die Hersteller nach wie vor mit Händen und Füßen. Ihrer Meinung nach würden sich Nachrüstungen für Millionen Autos nicht lohnen und zu lange dauern. Sie halten lieber an den Umtauschprämien fest, schließlich kurbeln diese direkten Kaufanreize den Absatz in Deutschland an. Und Autohersteller verkaufen nun einmal in erster Linie Neuwagen.