Haben die Unternehmen mit ihrem vielen Geld keine besseren Ideen, als eigene Aktien zurück zu kaufen? Das fragt US-Präsident Joe Biden: Er meint, sie sollten das Geld stattdessen in Forschung und Entwicklung stecken, wie in Innovationen gegen den Klimawandel. Biden will Aktienrückkäufe deshalb höher besteuern.
Viele Aktionäre begrüßen dagegen Rückkäufe, weil sie vielleicht die Börsenkurse stützen. Mit weniger Aktien reduziert sich das Eigenkapital, der Gewinn pro Aktie steigt und die Rendite. Das alles kann den Kurs treiben. Auch Bonusprogramme für Vorstände sind häufig an Kennziffern gebunden, die sich teils mit Rückkäufen erreichen lassen.
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Aktienrückkäufe als Symbol der Stärke
So schaffte Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann seine Rekordrendite seinerzeit auch damit, dass er einen Großteil der Aktien einziehen ließ. Auf der verkleinerten Kapitalbasis erschien die Deutsche Bank damals hoch profitabel. Anschließend fehlte ihr dann das Geld in der Krise. Nach wie vor gelten Aktienrückkäufe als Symbol der Stärke. Sie zeigen, dass Unternehmen es sich leisten können, in ihr Geschäftsmodell zu investieren und dass Aktionäre es ihnen gleichtun sollen.
Was aber, wenn das Geld später umso mehr fehlt
Das Beispiel Ackermann und Deutsche Bank zeigt, dass Aktienrückkäufe von zehn Prozent und mehr auch sehr schädlich sein können. Im Moment scheint das Unternehmen es sich leisten zu können, Kapital auf diese Weise zu neutralisieren oder gar zu vernichten, wenn die teuer am Markt gekauften Stücke auch noch eingezogen werden. Gerade bei der Deutschen Bank fehlten anschließend die finanziellen Reserven, um die zahlreichen Finanzskandale zu bewältigen, die viele Milliarden verschlangen. In einer schwierigen Situation musste die Deutsche Bank dann mehrfach ihr Kapital wieder erhöhen und sich teuer Geld leihen bei Aktionären und anderen Banken. Das wäre zumindest zum Teil vermeidbar gewesen ohne die vorangegangenen Aktienrückkäufe.
Eigene Aktien können auch als Tauschwährung für Übernahmen dienen
Zurückgekaufte Aktien lassen sich aber auch noch anders verwenden als nur zur Bilanzkosmetik. Wenn sie nicht vernichtet werden, kann das Unternehmen sie als Kapitalreserve später nutzen. Ein Beispiel wäre ein Aktientausch mit einem anderen Unternehmen für eine wechselseitige Beteiligung. Außerdem lassen sich Übernahmen anderer Unternehmen damit bezahlen oder zumindest teilweise mitfinanzieren. In solchen Fällen werden aber oft auch einfach gezielt neue Aktien ausgegeben, die dann mit einem bestimmten Zweck wie der Übernahme verbunden sind.
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