Der Nürnberger Autozulieferer Leoni kommt nicht aus den Turbulenzen. Nachdem erst vor ein paar Wochen der schon fest eingeplante Verkauf des Geschäfts mit Spezialkabeln an ein thailändisches Unternehmen geplatzt ist, geht nun auch noch der bisherige Chef Aldo Kamper von Bord.
Kamper seit 2018 bei Leoni
Seit 2018 versuchte der erfahrene Manager den Autozulieferer wieder auf Kurs zu bringen. Von Beginn an sei es alles andere als leicht gewesen, erklärte Kamper nun zum Abschied. Der Niederländer war in erster Linie Krisenmanager.
Bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen Mitte November hatte er noch von einem perfekten Sturm gesprochen, dem sich die Branche der Autozulieferer derzeit stellen müsse. Nach wie vor fehlen Halbleiter, es gibt daneben auch noch Verzögerungen bei der Teilelieferung aus China, zudem sind viele Preise rasant gestiegen, für Material, Rohstoffe, Energie und Logistik.
Sonderkosten von 20 Millionen Euro durch Ukraine-Krieg
Dazu kommt der Krieg in der Ukraine. In dem Land fertigt Leoni Kabelbäume. Durch den Krieg entstanden dem Unternehmen in den ersten neun Monaten des Vorjahres allein Sonderkosten in Höhe von 20 Millionen Euro.
Hinzu kommt, dass Leoni hohe Schulden hat. Das Geld aus dem geplanten Verkauf der Sparte mit Spezialkabeln hätten die Nürnberger gut gebrauchen können, um die hohe Schuldenlast zu drücken. Und während der Aufsichtsrat nun nach einem neuen Chef sucht, führt der erst Anfang des Jahres in den Vorstand berufene Sanierungsexperte Hans-Joachim Ziems die Verhandlungen zur Refinanzierung, wie es heißt.
Kamper verlässt das Unternehmen Ende März, um kurzfristig eine neue Aufgabe zu übernehmen. Er bat um Verständnis für seinen Weggang. Der Manager hätte die Restrukturierung gerne abgeschlossen. Allerdings sprach er auch von einer ihm sich bietenden Herausforderung, zu der er nicht habe nein sagen können. Er ließ jedoch noch offen, wohin er denn nun geht.
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