Bei der Patientenaufnahme im Krankenhaus.
Bildrechte: BR/Julia Müller

Investoren fragen immer mehr Praxen an, ob sie sie übernehmen können.

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Studie: Investoren machen immer mehr Praxen Übernahmeangebote

Immer mehr Arztpraxen, auch in Bayern, werden in der Rechtsform des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) betrieben. Oft sind nicht Ärzte die Eigentümer, sondern private Investoren. Kritiker bemängeln eine "Kommerzialisierung der Medizin".

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die gemeinnützige Stiftung Gesundheit hat bundesweit Praxisinhaber gefragt, ob Investorinnen und Investoren ihnen schon einmal das Angebot gemacht haben, ihre Praxis zu übernehmen. In der Regel bieten sie dabei die Option, dass die Mediziner als Angestellte weiterarbeiten. Eine von neun Praxen habe schon einmal ein solches Angebot bekommen, berichtet die Stiftung. Besonders interessant für Investoren sind Facharztpraxen: Bei ihnen hat eine von sechs ein Übernahmeangebot bekommen.

  • Zum Artikel: Gegen den Ärztemangel auf dem Land: MVZ als Genossenschaft

Kritik an "Kommerzialisierung der Medizin"

Es gibt allerdings schon seit einiger Zeit Warnungen verschiedener Berufsverbände, dass ein Voranschreiten von Investoren die Kommerzialisierung der Medizin fördern könnte. Nach Angaben der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zum Beispiel ist der Zahnarztberuf "aus gutem Grund ein freier Beruf".

Nur Zahnärztinnen und Zahnärzte, die frei darüber entscheiden, welche Therapie individuell die Notwendige ist, können den Patientinnen und Patienten eine ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprechende Behandlung garantieren, heißt es in einer Stellungnahme. Die freiberufliche Zahnärzteschaft orientiere sich an dem jeweils notwendigen Versorgungsbedarf und nicht an ökonomisch motivierten Renditevorgaben Dritter.

Inzwischen seien 29 Prozent (3. Quartal 2022) aller zahnärztlichen MVZ investorengetragen (iMVZ), Tendenz steigend. "Mit ihrem einseitigen Fokus auf schnelle Gewinnmaximierung stellen iMVZ eine erhebliche Gefahr für die Versorgungsqualität, das Patientenwohl und die Sicherstellung der Versorgung insgesamt dar", melden die KZBV und BZÄK.

Investoren halten dagegen: "Auch Vorteile der MVZ sehen"

Investoren-Verbände halten dem entgegen, dass zusätzliches Kapital, das von außen kommt, oftmals eine bessere technische Ausstattung etwa von Facharztpraxen ermögliche. Außerdem sei es unter der Trägerschaft externer Investoren für Ärztinnen und Ärzte leichter, als Angestellte flexible Arbeitszeiten oder Teilzeit-Modelle wahrzunehmen.

Studienergebnis: Ein Drittel der Ärzte offen für MVZ

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD hatte sich vor einiger Zeit auf die Seite derjenigen gestellt, die ein Voranschreiten von Investoren bei Arztpraxen verhindern wollen. Die Umfrage der Stiftung Gesundheit zeigt gleichzeitig, dass ein Drittel der befragten Ärztinnen und Ärzte offen für einen Einstieg von Investoren wäre, wenn die Bedingungen passen.

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