Das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hat eine aktuelle Studie zu den Auswirkungen der Erhöhung des Bürgergelds auf den Arbeitsmarkt vorgelegt. Die Forscherinnen und Forscher haben darin untersucht, wie sich die einzelnen Maßnahmen des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung auf die Erwerbsbeteiligung auswirken.
Das IAB hat dabei auch die Kritik – vor allem von der Union – an der Bürgergelderhöhung im Blick. Denn manche CSU/CDU-Politiker und -Politikerinnen befürchteten, dass durch das höhere Leistungsniveau im Bürgergeld kein hinreichender Lohnabstand mehr gegeben sei und sich dadurch Arbeit für Geringverdienende nicht mehr lohne.
Das IAB kommt mit Simulationsrechnungen jedoch zu dem Schluss: Das höhere Bürgergeld wirkt sich im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen nicht negativ auf das Arbeitsangebot von Geringverdienenden aus.
Regelbedarfserhöhung allein sorgt für weniger Vollzeitbeschäftigte
Demnach würde die darin enthaltene Erhöhung des Bürgergeldes für sich genommen das Arbeitsangebot um insgesamt rund 150.000 in Vollzeit arbeitende Personen senken. Werden allerdings voraussichtlich in diesem Jahr steigende Löhne und die Mindestlohnerhöhung berücksichtigt, würde die Zahl der Vollzeitbeschäftigten nur um 100.000 zurückgehen. "Für sich genommen dürfte eine Erhöhung der Regelbedarfe tatsächlich negative Auswirkungen auf das Arbeitsangebot im unteren Einkommensbereich haben. Allerdings gibt es hier noch weitere, zum Teil gegenläufige Effekte", so das IAB in seiner Studie.
Erhöhtes Kindergeld und Wohngeldreform steuern gegen
So werden mit den zahlreichen Maßnahmen des Entlastungspakets auch Geringverdienende außerhalb des Bürgergelds entlastet, insbesondere durch die Reform des Wohngelds und die Erhöhung des Kinderzuschlags. Für Erwerbstätige im Leistungsbezug werden zudem die Hinzuverdienstmöglichkeiten etwas ausgeweitet. Hinzu kommen aber noch die Änderungen beim Wohngeld und Kinderzuschlag. Diese würden Geringverdienende entlasten, so das IAB. Die Arbeitsmarkt-Forscher kommen sogar zu dem Schluss, dass der Gesamteffekt des Entlastungspakets zu 1.000 zusätzlichen in Vollzeit arbeitenden Beschäftigten führen könnte.
Laut Studie: Entlastungen für Einkommensschwache am größten
65 Milliarden Euro investiert die Bundesregierung in das dritte Entlastungspaket. Es ist damit das umfangreichste, das seit Beginn der Energiekrise beschlossen wurde. Ziel war es, dass alle Haushalte finanziell entlastet werden, neben Familien beispielsweise auch Rentner und Studierende, und Erwerbstätige ebenso wie Arbeitslose. Besonders stark entlastet werden sollten jedoch die Haushalte mit einem geringen Einkommen. Dies sei, so die Studie, der Fall. Dazu trage insbesondere der erhöhte Regelbedarf im Bürgergeld bei, ebenso wie die Wohngeldreform.
Je geringer das Einkommen, desto mehr entlastet
Demnach steige das nominale Einkommen im untersten Zehntel der Einkommensverteilung durch das Entlastungspaket um 5,6 Prozent. Im zweiten und dritten Zehntel steige das Einkommen um 5,4 Prozent beziehungsweise um 3,3 Prozent. Im vierten Zehntel beträgt den Angaben des IAB zufolge der relative Einkommensgewinn noch 1,6 Prozent und bleibt bis zu den Haushalten mit dem höchsten Einkommen nahezu unverändert. Zu berücksichtigen sei allerdings, so die Leiterin der IAB-Forschungsgruppe "Grundsicherungsbezug und Arbeitsmarkt", Kerstin Bruckmeier, "dass die Einkommenssteigerungen nichts darüber aussagen, inwieweit damit die Preissteigerungen bei den Konsumausgaben kompensiert werden können".
Studie berücksichtigt keine kurzfristigen Maßnahmen
Laut IAB basiere die Studie auf dem IAB-Mikrosimulationsmodell und den Daten des sozio-ökonomischen Panels der Jahre 2019 und 2020. Das Modell simuliere ausgehend vom Bruttoeinkommen des Haushalts Steuern, Abgaben und Ansprüche auf Sozialleistungen. Nicht berücksichtigt wurden demnach kurzfristige Maßnahmen wie die Strompreisbremse und die Inflationsausgleichsprämie.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!