Leere Krankenhausflure, verschobene Operationen, wenn sie nicht lebensnotwendig waren, vielerorts nur Notdienst – in mehr als zehn bayerischen Orten war das in kommunalen Krankenhäusern, Kliniken und Einrichtungen der Altenhilfe laut Gewerkschaft Verdi am Dienstag der Fall. Die Versorgung der Patienten sei gesichert gewesen. In Nürnberg beispielsweise trafen sich am Morgen rund 2.000 Beschäftigte zu einer Kundgebung vor dem Klinikum-Nord. Später zogen sie durch die Stadt bis zum Gesundheitsministerium.
Mit dabei war Martin Schmalzbauer, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Bezirk Oberfranken Ost. Die Beschäftigten im Gesundheitsbereich seien im aktuellen Tarifstreik "richtig wütend", sagte er.
Bisher keine Einigung im kommunalen Gesundheitsbereich
Die Fronten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern scheinen verhärtet. Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber bieten schrittweise über zwei Jahre fünf Prozent mehr und eine Einmalzahlung von 2.500 Euro. Dieses Angebot sei eine "regelrechte Beleidigung für die Beschäftigten", sagte Schmalzbauer. Konkret ärgert ihn unter anderem, dass die Arbeitgeber erst nach neun Monaten eine erste Lohnerhöhung zahlen wollen.
Gesonderte Tarifverträge für Krankenhäuser sind Streitthema
Darüber hinaus empfindet er eine sogenannte Zukunftssicherung als "unmöglich". Darin fordern die Arbeitgeber von den Arbeitnehmern, dass sie zur Not auf Einkommen verzichten müssen, wenn es ihrem Betrieb schlecht geht. Gerade Kliniken und Krankenhäuser hätten in letzter Zeit durchgearbeitet, sagt Rudolf Nossowski, der in Nürnberg gestreikt hat. Wenn Beschäftigte jetzt noch sechs Prozent ihres Einkommens verschenken müssten, sei das alles Quatsch.
Der Kommunale Arbeitgeberverband Bayern (KAV) erklärt dazu auf BR24-Anfrage, dass sich die finanzielle Situation der Krankenhäuser zunehmend schwierig gestalte. Die mit den Gewerkschaften vereinbarten und jetzt kritisierten Tarifverträge zur Zukunftssicherung der Krankenhäuser (TV-ZUSI) und der Tarifvertrag Soziale Dienste würden nur angewendet, wenn ein Haus nachweislich notleidend sei. Sie dienten vor allem auch der Sicherung der Arbeitsplätze der Beschäftigten - dabei könne und werde es "kein Abweichen geben, ohne dass die Gewerkschaften das mittragen", so der Arbeitgeberverband.
Beschäftigte streiken bundesweit
Der Streik im Gesundheitswesen fand heute bundesweit statt. In Bayern waren auch Beschäftigte in Aschaffenburg, Schweinfurt, Regensburg und Rosenheim dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Insgesamt haben sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi bayernweit rund 5.000 Menschen an dem Warnstreik beteiligt.
Weitere Streikschwerpunkte lagen nach Angaben von Verdi in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hamburg und Baden-Württemberg. Morgen wird es außerdem Arbeitsniederlegungen in Altötting, Bayreuth und München geben. Die dritte Tarifrunde findet vom 27. bis 29. März in Potsdam statt.
Streiks bereiten Arbeitgebern "Sorgen"
Dem Arbeitgeberverband bereiten die aktuellen Streiks "große Sorgen". Die Krankenversorgung müsse trotz Streiks gesichert sein, sagt Saskia Lehmann-Horn, Hauptgeschäftsführerin vom Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern gegenüber BR24. "Gerade in kritischen Bereichen, wie dem Gesundheitswesen, muss das Streikrecht verantwortungsvoll eingesetzt werden. Wir können die Gewerkschaften beim Gebrauch ihres Streikrechts nur zur Mäßigung aufrufen", erklärt Lehmann-Horn.

Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst gehen weiter: In Bayern sind heute vor allem kommunale Krankenhäuser betroffen.
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