Bildrechte: picture alliance

Firmenlogo chin. IT Alibaba

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Siemens und Alibaba: Wo sind die Knackpunkte beim Cloud-Deal?

Beim EU-China-Gipfel in Peking waren gestern harmonische Töne zu hören: Ein Handelskrieg kenne nur Verlierer, noch sei Zeit, gemeinsam Konflikt und Chaos zu vermeiden. Von Astrid Freyeisen

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die neue Harmonie bewirkt, dass die EU und China erstmals seit langem wieder mit einem greifbaren Ergebnis verhandelt haben: Gegenseitig kamen Vorschläge, wie Märkte zu öffnen seien. Nun soll ein Investitionsabkommen folgen, als Voraussetzung zu einem Freihandelsabkommen. Momentan klagen europäische Unternehmen über verschlossene Märkte, Willkür statt Rechtssicherheit, unsichere Daten. Dennoch arbeiten Großkonzerne immer enger zusammen.

Technologie-Kooperation vereinbart

Zum Beispiel im Cloudgeschäft Siemens und der Online-Gigant Alibaba. Was da vor wenigen Tagen in Berlin unterzeichnet wurde, soll die letzte Lücke im weltweiten Kundennetz von Siemens schließen: Die Vereinbarung für die Technologie-Kooperation zur Entwicklung einer Internet-der-Dinge-Plattform, unterzeichnet für Siemens von Herrn Joe Kaeser und für Alibaba Cloud Computing von Herrn Simon Hu.

Das heißt: Siemens wird im nächsten Jahr sein Betriebssystem MindSphere auch in China einsetzen. Für alle seine Kunden dort. Was Joe Kaeser begeistert, denn er denkt an den Riesenmarkt der 1,4 Milliarden Menschen. MindSphere soll Industrie und digitale Welt verbinden, erklärt Siemens-Technologiechef Roland Busch:

"Stellen Sie sich eine Fabrik vor. Zunächst müssen wir die Daten einsammeln. An all den Maschinen. Dann messen wir die vielen, vielen Daten, die heute wertlos herumliegen. Und dann sitzen in diesem Betriebssystem Algorithmen, die ihnen erlauben, Schlüsse zu ziehen, was passiert ist. Jetzt kommen die Applikationen. Da passiert wirklich der Kundennutzen: Warum ist diese Straße weniger produktiv als eine andere? Und häufig sind das Zusammenhänge, die sie so gar nicht sehen. Die finden wir heraus und schaffen damit Kundennutzen."

Stichwort Datensicherheit

Damit MindSphere bei den chinesischen Kunden von Siemens eingesetzt werden kann, braucht es einen chinesischen Provider. Nicht etwa einen der US-Konzerne. Und der ist nun Alibaba Cloud, eine Tochterfirma von Alibaba, des größten der chinesischen Online-Giganten. Roland Busch sagt:

"Kein Kunde wird sich auf den digitalen Weg begeben, wenn er nicht weiß: Seine Daten sind sicher."

Bei MindSphere könne der Kunde sich für einen geschlossenen Bereich entscheiden, der höchste Sicherheit garantiere. Und der Europachef von Alibaba Terry von Bibra ergänzt:

"Deutschland hat die höchsten Ansprüche, was Daten angeht. Und Europa hat sowieso sehr hohe Ansprüche. Wir haben die Zertifizierung für unsere Cloud-Daten gemacht, die meines Wissens keiner der globalen Anbieter gemacht hat. Aber wir haben den Vorteil, dass wir Erfahrungen haben in China mit extrem großen Angriffen für unsere Kunden, die wir erfolgreich abgewendet haben."

Niels Uwe Behrens will diese Aussage des Alibaba-Chefs auch gar nicht bezweifeln. Der IT-Spezialist arbeitet seit über 20 Jahren in China und stellt eine ganz andere Frage:

"Kann denn der chinesische Staat intern darauf zugreifen? Das ist kein Hacker-Angriff, der geht einfach an die Server ran. Inwieweit ist diese Möglichkeit vorhanden. Und hier wäre ich eher skeptisch, dass es große Gerichtsentschlüsse geben müsste, wenn an irgendwelche Informationen, die dort gehostet werden, herangegangen werden muss."

Das sei erst einmal eine Hypothese, sagt ein Siemenssprecher. Wenn ein deutscher Kunde in China den Provider Alibaba Cloud problematisch finde, könne er seine Maschinen aus dem fernen Deutschland warten lassen.