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Siemens Gamesa will bis zu 6.000 Stellen streichen

Der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa leidet unter einem steigenden Preisdruck für Windenergieanlagen an Land. Das Unternehmen will nun in drei Jahren bis zu 6.000 Stellen in 24 Ländern streichen.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft kompakt am .

Durch die Fusion mit dem spanischen Windkraft-Anbieter ist neben Vestas und Nordex ein neuer Marktführer für erneuerbare Energien entstanden. Doch das Unternehmen aus Bilbao hat die Erwartungen der Münchener bislang enttäuscht: 

Mit fast 60 Prozent hat Siemens das Sagen. Die Aktie von Siemens-Gamesa gehört sogar zum spanischen Leitindex IBEX; aber durch den enormen Kursverfall in diesem Jahr hat auch der Siemens-Anteil drastisch an Wert verloren. Nach dem angekündigten Quartalsverlust und dem verordneten Stühlerücken in der Chefetage soll nun alles besser werden. Tatsächlich feierten die 27.000 Mitarbeiter erst kürzlich einen Großauftrag aus Amerika. Allerdings kam am Freitag gleich der nächste Tiefschlag.

US- Politik will Subventionen streichen

Die Republikaner im US-Repräsentantenhaus wollen die Steuergutschriften für Windkraft zusammenstreichen. Dies könnte negativ auf die geplanten Investitionen durchschlagen. Damit würde sich auf dem US-Markt das wiederholen, was der Branche in Deutschland und anderswo seit Monaten zu schaffen macht: Erst ändert die Politik die Regeln, dann bricht der Markt zusammen. Preise und Margen sind unter Druck geraten.

Doch gerade in den USA, auf dem zweitgrößten Windkraft-Markt der Welt, bläst der neuen Siemens Gamesa der Wind besonders stark ins Gesicht. Allein in diesem Jahr sollen nach Angaben der US-Regierung sechs Gigawatt Leistung installiert werden und weitere acht Gigawatt im nächsten Jahr. Nach Daten des US-Branchenverbandes American Wind Energy Association (AWEA) rüstet aber der dänische Erzrivale Vestas 47 Prozent aller Windrad-Projekte in den USA aus, die im Bau oder in einem fortgeschrittenen Planungsstadium sind und für die es schon einen Lieferanten gibt. Siemens Gamesa kommt gerade einmal auf acht Prozent.Experten sehen den Grund dafür im Produktangebot. "Siemens Gamesa tut sich schwer, eine attraktive Turbine auf den US-Markt zu bringen", sagt ein hochrangiger Berater, der nicht genannt werden will.

Gewinnwarnung im Oktober

Erst Mitte Oktober hatte Siemens Gamesa mit einer Gewinnwarnung negativ überrascht. Abschreibungen auf Lagerbestände vor allem in den USA und Südafrika wurden als Grund genannt.Das bereinigte Ebit sank im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende September) um 18 Prozent auf 774 Millionen Euro. Der Umsatz stieg zwar um 5 Prozent auf knapp 11 Milliarden Euro, doch fiel das zweite Halbjahr deutlich schlechter aus als die erste Jahreshälfte. Unter dem Strich rutschte das Unternehmen im vierten Quartal sogar in die roten Zahlen und verbuchte in dem Dreimonatszeitraum einen Verlust von 147 Millionen Euro.

Das Geschäftsergebnis sei noch nicht auf dem Niveau, das man anstrebe, sagte der neue Vorstandschef des spanisch-deutschen Konzerns Markus Tacke. Von dem Abbau betroffen sind vor allem sechs Länder, darunter auch Deutschland, in Dänemark soll jede 3.Stelle wegfallen. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern haben noch nicht begonnen. Für das Geschäftsjahr 2017/18 rechnet Siemens Gamesa mit einem Umsatzrückgang auf neun bis 9,6 Milliarden Euro.