Es ist eines der größten Bauvorhaben der Siemens-Geschichte: der neue Campus des Unternehmens in Erlangen. Das Gelände ist 54 Hektar groß, das entspricht fast 80 Fußballfeldern. Am Vormittag ist das Kernstück des Campus eingeweiht worden, das zentrale Empfangsgebäude.
Der markante Bau mit Glas- und Naturstein-Fassade ersetzt damit den sogenannten Himbeerpalast in der Innenstadt, der jahrzehntelang für die Präsenz von Siemens in der Region gestanden hatte. Der Konzern will seine Aktivitäten im Süden der Stadt zentralisieren. Künftig sollen hier 20.000 Menschen arbeiten. Der Campus sei dann der größte Siemens-Standort weltweit, sagt Konzernchef Roland Busch.
"Das ist das neue Herz von Siemens in der Metropolregion Erlangen-Nürnberg." Roland Busch, Vorstandvorsitzender Siemens AG
Die ersten neuen Bürogebäude auf dem Campus sind schon länger in Betriebe. Er ist auf dem ehemaligen Südgelände der Firma zwischen der Bundesstraße 4 und der Bahnlinie entstanden. Die fünfgeschossigen Bauten links und rechts des gut 50 Meter breiten und insgesamt 1,7 Kilometer langen Grünstreifens in der Mitte schauen aus wie Schuhschachteln ohne großen architektonischen Schnickschnack. Die Fassaden bestehen aus weißen Platten, unterbrochen durch graue Fensterbänder. Siemens legt im Campus den Fokus auf die inneren Werte der Gebäude. Sie sind energieneutral und zum Teil in der besonders umweltfreundlichen Holz-Hybrid-Bauweise errichtet.
Söder lobt Bekenntnis zur Region
Die Kosten für das Projekt liegen bei rund 650 Millionen Euro. Insgesamt habe der Konzern in den vergangenen zehn Jahren rund 1,2 Milliarden Euro in der Region investiert, sagte Busch. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) freut sich über das klare Bekenntnis des Konzerns zur Region: "Das ist eine Riesenchance und eine Zukunftsmelodie und passt zu den Investitionen des Freistaats in den Ausbau der Universität, ob in Erlangen oder in Nürnberg."
Ein neues Stadtbild für Erlangen
Für den Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) ist der neue Siemens Campus ein Zeichen der Transformation seiner Stadt. "Da, wo Siemens bis heute gewesen ist, also rund um den Himbeerpalast, siedelt sich die Universität neu an", so Janik. Es werde ein Viertel für Studierende mitten in der Stadt entstehen. Am "Himbeerpalast", der den Spitznamen seiner Fassadenfarbe verdankt, ist vom alten Siemens-Schriftzug nur noch der Schatten zu sehen. Mit großen Plakaten kündigt die Universität an, dass sie hier einziehen wird. Hier sollen künftig Theologen und Philosophen studieren und das geisteswissenschaftliche Zentrum mit einer neuen Bibliothek entstehen.
Kein Abriss der alten Gebäude
Nach den Worten von OB Janik gibt es ein hohes Interesse an dem neuen Uni-Standort mitten in der Stadt: "Da will man sich ansiedeln, da sind viele junge Menschen, da ist die Uni. Das ist hochattraktiv." In unmittelbarer Nachbarschafft des Himbeerpalasts entstehen Wohnungen und ein Studentenwohnheim. Entlang der Werner-von Siemens-Straße in der Innenstadt gibt es weitere Immobilien, die der Konzern aufgibt. Hier soll sich neues Gewerbe ansiedeln, denn Flächen sind wie überall knapp. Die Stadt Erlangen hat bereits Büros in einem der Gebäude bezogen.
Freizeitspaß in früherer "No-Go-Area"
Veränderungen gibt es auch am neuen Siemens-Standort im Süden, der jahrelang abgeriegelt war. Früher sei das "eine No-Go-Area" gewesen, sagt Janik. Nur wer einen Firmenausweis hatte, durfte rein. "Ansonsten war da ein Zaun drumherum und man ist eigentlich nicht durchgekommen", erinnert sich der Oberbürgermeister. Der Zaun ist inzwischen verschwunden. Der Campus ist nun offen für alle. Auf den Erdgeschoss-Flächen der Bürogebäude gibt es Cafés und Restaurants, eine Wäscherei, einen Friseur, Geschäfte. Vielleicht wird hier ja sogar einmal Kultur angeboten. Es wird noch etwas dauern, bis die Erlanger ihren neuen Stadtteil angenommen haben. Bis zum Jahr 2030 will Siemens den Campus fertig gebaut haben.
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