Manche Siemensianer bewerten es positiv, dass sich die Firmenleitung den Mitarbeitern nach der Verkündung der Abbaupläne schnell gestellt hat. Einige waren auch erleichtert darüber, dass der Standort Erlangen mit rund 120 Stellenstreichungen vergleichsweise glimpflich davonkommt.
"Verhandlungen werden lange dauern"
"Es gibt keine Gewinner bei einem Stellenabbau", machte der Betriebsratsvorsitzende, Manfred Bäreis, heute aber deutlich. Nun werde sich erst einmal der Gesamtbetriebsrat zusammensetzen: "Wir werden uns das anschauen, wir müssen das als Arbeitnehmervertreter auch erst mal verdauen. Und dann werden wir in Verhandlungen gehen. Und das kann länger dauern."
Es fallen rund 250 Jobs weg
Die Rechnung des Konzerns sei außerdem nicht ganz richtig, so Bäreis. In Erlangen würden zwar netto 120 Stellen wegfallen. Aber es kämen noch einmal so viele neue Kollegen aus Offenbach und würden Erlanger Siemensianer ersetzten: Insgesamt seien es also rund 250 Jobs weniger.
"Joe Kaeser ist Deutschlands größter Jobkiller"
Der Bezirksleiter der Gewerkschaft IG Metall in Bayern, Jürgen Wechsler, hat inzwischen mit harten Worten auf die Pläne von Siemens reagiert: "Joe Kaeser (Vorstandsvorsitzender von Siemens, Anm. d. Red.) ist der größte Jobkiller, der momentan in Deutschland unterwegs ist", sagte er.
"Radolfzell-II-Abkommen nicht gekündigt"
Zudem warf er der Führungsriege bei Siemens Wortbruch vor: Wechsler zufolge würde das sogenannte Radolfzell-II-Abkommen, das Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, immer noch gelten: "Mit der jetzigen Verkündung allerdings, Schließung von Standorten – das wird nicht ohne Entlassungen gehen – ist das ein Wortbruch, den Siemens hier begeht. Und diesen Wortbruch kann man nicht durchgehen lassen." Wechsler bezeichnete die Pläne von Siemens als einen "Frontalangriff auf die Standorte in Deutschland" sowie auf die Beschäftigten in den Standorten.
Proteste bei Siemens in ganz Deutschland
Insgesamt will Siemens in der Kraftwerks- und Antriebssparte 6.900 Arbeitsplätze abbauen, mehr als 3.000 davon in Deutschland. Bei einer Kundgebung der IG Metall in Berlin protestierten über 1.000 Siemens-Mitarbeiter gegen die Stellenstreichungen. Im Erfurter Siemens-Werk verließen rund 500 Mitarbeiter vorzeitig eine Betriebsversammlung. "Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt, so eine Stimmung. Tränen sind geflossen", sagte im Anschluss der Betriebsratsvorsitzende Mario In der Au. Auch im hessischen Offenbach kam es zu Protesten. In Mühlheim an der Ruhr kündigte der Betriebsrat einen "heißen Dezember" an.