Präsident Putin.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Mikhail Klimentyev

Auf die Verbraucher in Deutschland könnten wegen der Teilmobilmachung höhere Energiepreise und mögliche Engpässe in der Versorgung zukommen.

    Russische Teilmobilmachung lässt Energiepreise wieder steigen

    Nach einer zwischenzeitlichen Entspannung beim Ölpreis hat Präsident Putin mit seiner Mobilmachung neue Unsicherheit ausgelöst. Auf die Verbraucher in Deutschland könnten nun höhere Energiepreise und mögliche Engpässe in der Versorgung zukommen.

    Nach der Ankündigung der Teilmobilmachung von bis zu 300.000 weiteren russischen Soldaten für den Krieg in der Ukraine verteuerten sich Gas und Strom von Dienstag auf Mittwoch sprunghaft an den Spotmärkten für Großhändler. So zog der europäische Future für Gas in der Spitze um acht Prozent an. Der Preis für eine Megawattstunde, der zuvor noch bei 180 Euro war, lag nun deutlich über der Marke von 200 Euro. Das ist zwar noch lange nicht der bisherige Höchstpreis, aber immerhin ein deutlicher Schritt nach oben. Am Rohölmarkt bewegen sich die Preise für ein Fass der Nordseesorte Brent wieder deutlich über der Marke von 90 Dollar. Das kommt auf die Verbraucher zu.

    Was wiegt schwerer: Putins Mobilmachung oder die Zinserhöhung der Fed?

    Auch die Rohölpreise in den USA Europa beendeten zunächst ihren Abwärtstrend der vorangegangenen Tage. Dem hatte zuvor die Annahme zugrunde gelegen, dass die erwarteten Zinserhöhungen vor allem von der US-Notenbank Fed aber auch von der EZB das Wachstum bremsen. Die anhaltend hohe Inflation zwingt die Notenbanken zum Handeln. Im Zusammenhang damit und mit einer möglichen Rezession würde der Bedarf an Öl und Gas sinken verbunden mit allgemein niedrigeren Preisen, so die Einschätzung von Ökonomen.

    Viele Industrieunternehmen haben ihre Produktion wegen der hohen Energiepreise bereits gedrosselt und damit ihre Nachfrage zum Teil deutlich reduziert. Nun könnte Putin versuchen, vor allem in Europa noch weniger zu liefern. Mit EU-Ländern wie Ungarn und Tschechien hat Russland soeben neue Verträge für Erdöl geschlossen.

    Öl, Diesel und Heizöl kommen zum Teil noch aus Russland

    An den Energiemärkten in Europa kam nach dem russischen Lieferstopp aus der Pipeline Nord Stream 1 ohnehin kein Erdgas mehr an. Und beim Öl hatte die EU einen Importstopp verhängt, ein Embargo gegen Rohöl und Ölprodukte wie Heizöl und Diesel. Dafür gewährte Brüssel eine Übergangsfrist von sechs Monaten, so dass Raffinerien und Energiekonzerne in Europa noch bis zum Jahreswechsel notfalls Zeit hätten, ihre Produktion auf andere Lieferanten außerhalb Russlands umzustellen. Viele verzichteten freiwillig und vorzeitig auf die Belieferung mit russischem Öl, aber nicht alle fanden sofort andere Bezugsquellen. Auch Großbritannien räumte für die Umstellung eine Übergangsfrist ein wie die EU.

    Putin könnte nach dem Gashahn nun auch den Öl-Hahn vorzeitig zudrehen

    Ähnlich wie bei Nord Stream 1, wo Russland aus seinen Verpflichtungen für Gas ausstieg, könnte Putin auch beim Öl schneller Schluss machen und die restlichen Lieferbeziehungen hier beenden. Anders als das Erdgas lässt sich Rohöl und seine Raffinerie-Produkte aber wesentlich einfacher bei anderen Lieferanten besorgen. Dieser Prozess ist inzwischen weitgehend abgeschlossen.

    Was ohnehin auf die Verbraucher zukommt: Habeck bleibt bei Gasumlage

    Direkt spürbar wird ab Oktober die geplante Gasumlage, an der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) festhalten will. Trotz der Verstaatlichung des Gashandels-Konzern Uniper, dem weitere Gashändler folgen könnten, sollen Verbraucher zusätzlich zu dem ohnehin höheren Gaspreisen noch die Umlage zahlen. Sie werden im Gegenzug aber bei der Mehrwertsteuer teilweise entlastet.

    Dem Vergleichsportal Check24 zufolge bezahlen Haushalte heute schon durchschnittlich 21,9 Cent für eine Kilowattstunde Gas. Das ist bereits Rekordniveau und wahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Experten rechnen für 2023 mit einem weiteren Anstieg, weil viele Kunden derzeit noch von günstigeren Altverträgen bei ihren Versorgern profitieren, die sich noch nicht entsprechend verteuert haben. Schon vor Putins Mobilmachung hatten für den Herbst bereits mehrere hundert Grundversorger weitere Erhöhungen der Gaspreise angekündigt.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!