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Piloten von Ryanair streiken für bessere Bedingungen

Piloten von Ryanair streiken für bessere Bedingungen

Die Piloten des irischen Billigfliegers Ryanair kämpfen seit Monaten für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Beim Unternehmens-Chef Michael O'Leary schien all das lange abzuprallen. Von Anne Demmer

Für viele Ryanair-Mitarbeiter dürfte es zynisch klingen. Im Luftfahrtimperium des Michael O’Leary gibt es seit Monaten heftige Turbulenzen, die er lange ignorieren wollte. "Wir müssen größer sein, schneller sein und günstiger sein als alle anderen", sagte O’Leary in einer Talk-Show noch vor ein paar Jahren. Das Konzept ging für ihn bislang auf. Doch diese Unternehmenspolitik geht auch auf Kosten des Personals. Der Ryanair-Chef befindet sich seit Monaten im Konflikt mit seinen Mitarbeitern. Die Piloten fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. Nicht alle, die für den Billigflieger arbeiten, sind auch dort angestellt. Viele sind gezwungen eine ICH-AG zu gründen, sie sind quasi scheinselbstständig.

Keine Entschädigungen für Urlauber

Bei dem irischen Unternehmen, das 1984 gegründet wurde, droht Ende der Woche der größte Streik in seiner Geschichte. In Irland, Belgien und Schweden wollen die Piloten die Arbeit zum wiederholten Mal niederlegen. Bereits im Vorfeld wurden rund 150 Flüge gestrichen. Die Pläne von Tausendenden Urlaubern werden durchkreuzt. Mit Entschädigungen können die Kunden nicht rechnen, erklärte Ryanair-Marketing-Chef Kenny Jacobs vor einigen Tagen in einem irischen Radiosender. Das Unternehmen stützt sich dabei auf EU-Recht.

Stellenabbau in Irland, Stellenaufbau in Polen

Danach gibt es keine Entschädigungen, so Jacobs, "weil wir keine Kontrolle über den Streik haben." In Irland scheinen sich Piloten und Unternehmen anzunähern. Ein Schlichter soll zwischen den Mitarbeitern und Unternehmen vermitteln. Dennoch haben sich die irischen Piloten für einen Streik am Freitag entschieden ‑ es ist bereits der fünfte Tag. Ryanair hatte beim letzten Streik angedroht, wegen der bisherigen Arbeitsniederlegungen Stellen in Irland abzubauen. Stattdessen soll die Flotte in Polen aufgestockt werden.

Höhere Kosten, kein Wachstum

Das irische Unternehmen sei geschwächt, sagt der britische Luftfahrtexperte John Strickland. Auf das Ryanair kämen höhere Personalkosten zu, sowie ein gestiegener Ölpreis. Mit Wachstum sei nicht zu rechnen. Bleibt die Frage, ob das Unternehmen sein Konzept aufrechthalten kann, das im Kern darauf basiert, die Kosten so gering wie möglich zu halten. So wie es aussieht werden sich wohl auch die deutschen Piloten dem Streik am Freitag anschließen, denn das Unternehmen hat bislang für die Gewerkschaft kein ernstzunehmendes Angebot vorgelegt. An diesem Mittwoch will die Pilotenvereingung Cockpit ihr weiteres Vorgehen erläutern.

Halb so hohe Personalkosten wie bei der Konkurrenz

Das Unternehmen hat der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zwar ein neues Angebot angekündigt, das am kommenden Freitag bei einem Treffen erörtert werden soll. Doch die Frist lief bereits am Montag aus. Morgen will die Gewerkschaft in Deutschland ihr weiteres Vorgehen informieren. Experten schätzten vor rund zwei Jahren, dass die Personalkosten des irischen Unternehmens weniger als halb so hoch sind wie etwa beim direkten Konkurrenten Easyjet

300 Stellen von Irland nach Polen

Das irische Unternehmen zog bereits Konsequenzen. Wegen der finanziellen Einbußen durch den Streik, will Ryanair, die Basis am Flughafen Dublin von 30 auf höchstens 24 Maschinen verringern. Die Flugzeuge sollen nach Polen, um dort die Aktivitäten der neuen Charter-Tochter Ryanair Sun zu unterstützen. Für die irischen Mitarbeiter hat das gravierende Folgen. 300 Stellen könnten nach Polen wandern.