Leere Briefkästen – keine Pakete: Diese Woche bereits könnten Kunden der Post zu spüren bekommen, dass Beschäftigte des Konzerns ein ordentliches Plus von ihrem Arbeitgeber erwarten. Am Mittwoch und Donnerstag sitzen Vertreter der Post zum zweiten Mal mit der Gewerkschaft Verdi am Tisch. Die fordert für die bundesweit 160.000 Tarifkräfte 15 Prozent und hat schon mit Streiks gedroht falls am Verhandlungstisch nichts erreicht wird.
Forderung: 500 Euro mehr im öffentlichen Dienst
Ungemütlich könnte es auch im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen werden. Ende Januar steht das erste Treffen an. Auch hier bereiten die Gewerkschaften Aktionen vor, um ihre Forderung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat durchzusetzen. Das träfe dann auch die Müllabfuhr oder die Kitas.
Drohen Ausfälle bei der Bahn?
Und da der Tarifvertrag für Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr zeitgleich ausgelaufen ist, könnten die Beschäftigten dort sich gleich anschließen. Wer mit der Bahn unterwegs ist, der sollte sich im Frühjahr nicht auf den Fahrplan verlassen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt mit 50 Betreibern – der größte davon ist die Deutsche Bahn.
Eine Forderung hat die EVG noch nicht beschlossen. Die Lokführergewerkschaft GDL ist noch in der Friedenspflicht. Aber auch sie verhandelt im Sommer über Lohnprozente mit der Bahn. Dass sie zu Warnstreiks in der Lage ist, haben Fahrgäste schon des Öfteren zu spüren bekommen.
Wie realistisch sind die Forderungen?
Wer weniger Gehaltsplus bekommt als die Preise steigen, der muss so wie viele Beschäftigte im letzten Jahr einen Reallohnverlust hinnehmen. Selbst in den großen Branchen Metall, Elektroindustrie oder Chemie gelang es nicht, die Inflationsrate von zum Teil über zehn Prozent voll auszugleichen. 2023 werden die Preise laut Prognosen im Schnitt nur um die sechs bis sieben Prozent anziehen. Trotzdem dürften sich die Gewerkschaften schwertun, höher abzuschließen.
Auf den Verhandlungstischen wird sicher das liegen, was die Regierung in einer konzertierten Aktion den Gewerkschaften und Arbeitgebern angeboten hat: Eine Einmalzahlung von bis zu 3.000 Euro, die steuer- und abgabenfrei ist. Die soll zusätzlich gezahlt werden, um die Inflation auszugleichen. Die Arbeitgeber sind aber nicht dazu verpflichtet – es sei denn, die Einmalzahlung wird im Tarifvertrag festgezurrt. Die Gewerkschaften haben aber auch schon durchblicken lassen, dass sie sich 2023 nicht damit zufriedengeben. Sie verlangen eine Gehaltssteigerung auf Dauer statt einer einmal gezahlten Pauschale.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!