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Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels, das den Wirkstoff Glyphosat enthält

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Monsanto: "Es gibt keine echten Bedenken mit Glyphosat"

Monsanto: "Es gibt keine echten Bedenken mit Glyphosat"

Die Übernahme von Monsanto durch Bayer ist auf der Zielgeraden. Falls der Deal von den US-Behörden abgesegnet wird, wäre Bayer auch Anbieter des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. Im ARD-Interview verteidigt der Monsanto-Sprecher das Mittel.

Noch in diesem Jahr könnte es eine Hochzeit der Giganten geben: Der Chemiekonzern Bayer will den US-Saatguthersteller Monsanto übernehmen. Die EU-Kommission hat dem Kauf unter Auflagen zugestimmt. Es gab einen langen Prüfungsprozess, der nun zu einem positiven Ergebnis kam. Für Monsanto bewege sich das "in die richtige Richtung", erklärte Alistair Hide, der Leiter Coporate Affairs für Europa und den Nahen Osten bei Monsanto, im Exklusivinterview mit dem Europastudio Brüssel.

Marktkonzentration bei Saatgut und Unkrautvernichter

Für die Übernahme des US-Unternehmens Monsanto durch Bayer müssen auch noch die Behörden in den Vereinigten Staaten zustimmen. Umweltschützer befürchten große Nachteile für Landwirte und die Umwelt, wenn nur noch wenige große Konzerne den Markt für Saatgut und Unkrautvernichter beherrschen.

"Das wird in Zukunft viele Veränderungen in der Landwirtschaft mit sich bringen, wenn nur noch die großen Chemiekonzerne bestimmen, was die Landwirte dann säen, und welche Mittel sie verwenden", sagt der Grünen-Europapolitiker Martin Häusling. Der bekannteste Unkrautvernichter, den Monsanto herstellt, basiert auf dem Wirkstoff Glyphosat - in der öffentlichen Meinung das derzeit wohl umstrittenste Totalherbizid. "Wir sind dahingehend schuldig, dass wir nicht ausreichend kommuniziert haben", erklärt Alistair Hide über das Vorgehen von Monsanto in der Glyphosat-Debatte. Ein Problem sei, dass Gegner sehr effektive Kampagnen gegen das Unternehmen gefahren hätten.

Wie gefährlich ist Glyphosat?

Immer wieder geht es um die Frage, wie gefährlich Glyphosat tatsächlich ist. Die Europäische Chemikalienagentur ECHA kam vor einem Jahr in ihrer Neubewertung zu dem Ergebnis, dass Glyphosat nicht als krebserregend eingestuft werden kann, aber ernsthafte Schädigungen der Augen hervorrufen kann und giftig für Lebewesen im Wasser ist. "Wenn man sich die mehr als 800 Studien anschaut, die Regulierungsbehörden weltweit gesichtet haben, dann gibt es keine echten Bedenken mit Glyphosat", argumentiert Monsanto-Sprecher Alistair Hide.

Glyphosat sei effektiv, im Gebrauch vergleichsweise sicher und kostensparend für Landwirte. Selbst, wenn man Glyphosat vom Markt nehmen würde, müsse man die Frage beantworten, womit man den Wirkstoff ersetzen könne, meint der Monsanto-Sprecher: "Die Kontrolle von Unkraut ist wichtig, denn Unkraut konkurriert mit Saatgut um Wasser und Nährstoffe im Boden. Und am Ende müsste man wohl mehr Unkrautvernichter verwenden, um gleiche Erntemengen zu erzielen."

Grüne fordern Umbruch in der Landwirtschaft

Umweltschützer fordern, dass Landwirte ihre Felder umpflügen, statt Unkrautvernichter zu versprühen. Doch gerade bei großen Ackerflächen ist das aufwendig und dadurch kostenintensiv. Grünen-Politiker Häusling fordert einen Umbruch in der konventionellen Landwirtschaft weg von der Chemie. "Wir sollten darüber reden, ob eine Anwendung von einem Mittel, das alle grünen Pflanzen abtötet, noch in die Zeit passt", so Häusling.

Umstrittene Verlängerung der Glyphosat-Zulassung

Die Zulassung von Glyphosat in Europa wurde im vergangenen Jahr um fünf Jahre verlängert – also bis 2022. Die notwendige Mehrheit bei der Abstimmung wurde durch den Alleingang von Ex-Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erreicht. Hide von Monsanto geht davon aus, dass die Nutzung von Glyphosat auch danach in Europa erlaubt sein wird, weil sich seiner Ansicht nach die Sicherheitsbewertung des Wirkstoffs bis dahin nicht ändern werde.

Bis dahin wird es den US-Saatguthersteller Monsanto voraussichtlich nicht mehr geben. Er wird dann wohl Teil des neuen Mega-Konzerns Bayer sein, der Saatgut und Unkrautvernichter aus einer Hand anbietet.