Ein Auszubildender im Bereich Energie- und Gebäudetechnik, arbeitet in einer Werkstatt
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Im Bereich der Metall- und Elektroberufe werden wieder mehr Lehrlinge ausgebildet. Dennoch suchen die Unternehmen weiter geeignete Bewerber.

    Mit Kusshand und in Teilzeit: Industrie wirbt um neue Azubis

    Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, will die Metall- und Elektrobranche junge Leute für sich gewinnen. Dafür müssen sich Unternehmen einiges einfallen lassen. Die Bauer-Gruppe in Weilheim ist da schon ziemlich erfolgreich. Was ist ihr Rezept?

    Florian Wasmeier steht an der Fräse, umzingelt von seinen Lehrlingen. Bei der Unternehmensgruppe Bauer haben sie mit dem Start des Ausbildungsjahres im September insgesamt 43 Auszubildende, erst vor ein paar Tagen ist noch ein neuer dazugekommen. Damit sind die Ausbildungsplätze vorerst voll besetzt. Dieser Luxus kommt nicht von ungefähr, erzählt Wasmeier: "Wir haben als Ausbildungsbetrieb einen guten Ruf", sagt der Personalleiter des mittelständischen Unternehmens. "Aber dafür tun wir auch einiges."

    Wieder mehr Bewerbungen für M+E-Berufe

    Zum ersten Mal seit 2018 verzeichnen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie wieder ein Plus bei den Ausbildungszahlen. Fast 14.000 neue Lehrstellen konnten im laufenden Jahr besetzt werden. 6,2 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Das ergibt die Sommerumfrage des Arbeitgeberverbands der Branche, bayme. Dieser Zuwachs prognostiziert für viele Branchenvertreter allerdings noch keinen generellen Aufschwung. Denn drei von vier Unternehmen geben an, nicht genügend geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

    "Nicht genügend geeignete Bewerberinnen und Bewerber"?

    Aber was bedeutet das – "nicht genügend geeignete" Bewerbungen? Die Aussage ist in zwei Teile zu gliedern, sagt der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Bertram Brossardt: Die Unternehmen finden zum einen schlicht nicht genügend junge Menschen. In ganz Bayern sind branchenübergreifend rund 40.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Oder anders ausgedrückt: Auf einen Bewerber kommen 1,66 Lehrstellen. Das hängt damit zusammen, dass es viel zu wenige junge Menschen gibt. Aber auch damit, dass viele von ihnen nach der Schule an die Hochschulen wollen. Ein klassischer Ausbildungsberuf ist inzwischen immer seltener gefragt.

    Und was bedeutet "geeignet"? Beim Arbeitgeberverband bayme bezeichnet man das als "Matching-Problem". In vielen Unternehmen ist aktuell zu hören, dass die Fähigkeiten und die Motivation der jungen Generation manchmal nicht genügen, um den Anforderungen an teilweise hoch spezialisierte Berufe gerecht zu werden. Bertram Brossardt schätzt, dass sich diese Kluft noch vergrößern könnte: "Das wird eher noch anspruchsvoller", sagt er. "Noch technisierter. Also von den Ansprüchen kann man da nicht zurückgehen."

    Es hilft, auf die Jungen zuzugehen

    Was man aber tun kann: auf die jungen Menschen zugehen. Genau das versucht man bei der Unternehmensgruppe Bauer aus Weilheim – eben, um dem eigenen Ruf, ein guter Ausbildungsbetrieb zu sein, nachzukommen. "Wir gehen in Schulen und auf alle Messen, die irgendwo veranstaltet werden", erzählt Personalleiter Wasmeier. "Aber wir müssen nicht nur die jungen Leute ansprechen, sondern auch die Eltern, und wir setzen viel auf Empfehlungen."

    Hinzu kommt: Wer bei Bauer anfangen möchte, muss vorher ein Praktikum gemacht haben. Man wolle transparent sein, damit die jungen Menschen sich so ihr eigenes, ganz praktisches Bild von ihrem künftigen Beruf machen können. Wer dann einen der Ausbildungsplätze ergattert, wird ab dem ersten Tag voll eingebunden. Nichts mit langweiligen Aushilfsjobs. Aktuell bereitet Wasmeiers Team die Unternehmensrallye für den 1. September vor – da dürfen dann alle Neuen gemeinsam mit einem Paten durch das Unternehmen laufen und Aufgaben erfüllen.

    Flexible Arbeitszeitmodelle und Fortbildung

    Wer die Ausbildung bei Bauer bis zum Ende durchzieht, wird übrigens so gut wie immer übernommen, betont Wasmeier. Wer die Chefinnen und Chefs mit seinem Einsatz überzeugt, dem kommt man im Gegenzug mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und vielen Fortbildungsangeboten entgegen. Dafür lohne es sich auch, dass das Unternehmen viel Geld und Zeit in die Nachwuchs-Findung investiert, sagt der Ausbildungsleiter Markus Bauer. Schon jetzt sind bei ihm die ersten Bewerbungen für das Ausbildungsjahr 2023/24 eingegangen.

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