Heizungs- und Sanitärbetrieb Schmauser, Hilpoltstein
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Auftragsbesprechung im Heizungs- und Sanitärbetrieb Schmauser, Hilpoltstein (Lkr. Roth). Der Familienbetrieb hat die 4-Tage-Woche eingeführt.

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Mit der 4-Tage-Woche im Handwerk zu mehr Produktivität

Eine kleine Heizungs- und Sanitärfirma aus Hilpoltstein hat Anfang Juli für ihre Mitarbeiter die 4-Tage-Woche eingeführt. Sie hat damit die Konsequenz aus dem Fachkräfte- und Azubi-Mangel sowie der steigenden Arbeitsbelastung gezogen.

Bei der Auftragsvergabe, morgens um 7.30 Uhr, erklärt Firmenchef Thomas Schmauser seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, was alles zu tun ist. "Wir setzen heute eine Badewanne, zwei Duschwannen, zwischenzeitlich ist dann die Inbetriebnahme der Wärmepumpe." Es ist Donnerstag und damit der letzte Arbeitstag der Woche im Betrieb. Anfang Juli hat der Familienbetrieb offiziell die 4-Tage-Woche eingeführt.

Vier Tage à 9,5 Stunden bei voller Bezahlung

Die acht Beschäftigten arbeiten jetzt 38 Stunden bekommen aber weiterhin 40 Stunden bezahlt. Freitag bis Sonntag haben sie frei. Für Anlagenmechanikerin Maike Böhm ist das ein Glücksfall. Jetzt kann sie das lange Wochenende auch mal für eine Städtereise nutzen, ohne Urlaub nehmen zu müssen.

Auch Arzttermine seien jetzt leichter wahrzunehmen, sagt Maike Böhm. "Da haben sie sich was Gutes einfallen lassen, unsere Chefs und wir sind sehr zufrieden. Damit kann ich, glaube ich, für alle sprechen." Monteur Lukas Plattner findet, dass die längere Arbeitszeit eigentlich gar nicht groß ins Gewicht falle, weil man auf einer Baustelle sowieso oft eine halbe Stunde mehr gearbeitet habe. Er brauche jetzt auch weniger Spritgeld, weil er sich freitags die längere Fahrt in den Betrieb sparen kann.

Probelauf mit 4-Tage-Woche steigerte die Produktivität

Intern hatten die Schmausers ihren Betrieb schon seit Jahresbeginn auf vier Tage umgestellt. Probeweise wurden Termine und Anlieferungen nur noch von Montag bis Donnerstag vergeben. Der Produktivität habe das nicht geschadet.

Im Gegenteil. Die Firma habe im ersten Halbjahr an vier Tagen mehr Umsatz gemacht, als vorher an fünf, sagt Firmenchefin Stefanie Schmauser und erklärt auch warum: "Der positive Effekt daraus ist, dass wir komprimierter und effektiver arbeiten. Die Mitarbeiter sind gut ausgeruht, denn am Donnerstagabend ist Feierabend und dann haben die die Möglichkeit drei Tage ihre Freizeit zu genießen, die Erholungsphase ist wesentlich länger." Und Firmenchef Thomas Schmauser ergänzt, dass man auf Baustellen von Montag bis Donnerstag jetzt länger arbeiten könne, habe die Produktivität gesteigert.

Kundenservice hat nicht gelitten – Kritik aus der Handwerkerschaft

Thomas Schmauser und sein Monteur liefern Duschwannen für einen Neubau. Dem Stammkunden Bernhard Strobel ist die verkürzte Arbeitswoche der Firma gar nicht aufgefallen. Er habe nicht den Eindruck gewonnen, dass sich sein Bauvorhaben dadurch in die Länge gezogen hätte, sagt Strobel.

Kritik an der 4-Tage-Woche komme nicht von Kundenseite, so Schmauser, sondern von anderen Handwerkskollegen, auch gewerbeübergreifend. Die seien jetzt im Zugzwang, weil ihre Beschäftigten offenbar auch gern ein anderes Arbeitszeitmodell hätten.

Bundesagentur für Arbeit: Jetzt mit flexiblen Arbeitszeitmodellen punkten

Vielleicht gebe es noch den ein oder anderen Traditionalisten, der in Rahmenbedingungen der Vergangenheit schwelge, sagt der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA), Daniel Terzenbach. Er nehme aber eigentlich das Gegenteil wahr. Überall würden neue Arbeitswelten, flexiblere Arbeitsbedingungen geschaffen.

"Heute müssen die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber alles tun, um die verbleibenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu locken." Daniel Terzenbach, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Und weiter sagt Terzenbach: "Dazu kommt, dass das Halten von Arbeitskräften zusätzlich zu dem Akquirieren neuer Arbeitskräfte die Kernherausforderung sein wird, wenn immer weniger Menschen auf die Arbeitsmärkte drängen." Deshalb befürworte die Bundesagentur für Arbeit alles, was Rahmenbedingungen schafft, dass Arbeitnehmer ein psychisch gesundes, aber auch körperlich gesundes Arbeitsumfeld haben und daneben die Produktivität weiter erhalten bleibt, so der BA-Vorstand.

4-Tage-Woche spart Energie und schont die Umwelt

Noch kann die fränkische Firma nicht genau feststellen, wie groß die Einsparungen durch die 4-Tage-Woche bei Strom- und Heizkosten sind. Bei den Spritkosten, so Firmenchef Thomas Schmauser, spüre man aber schon jetzt eine Reduktion, weil auch alle drei Fahrzeuge von Freitag bis Sonntag stehen, wenn nicht gerade ein Notdienst-Einsatz ist.

Entschleunigtes Leben für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Die Schmausers aus Hilpoltstein im Landkreis Roth werden die 4-Tage-Woche beibehalten. Sie hoffen, dadurch auch wieder Anlagenmechaniker, gerne auch weiblich, für Sanitär, Heizung und Klima zu finden. Oder junge Leute, die diese Ausbildung machen möchten.

Selbst in den nachfragestarken Wintermonaten dieses Jahres seien sie mit den vier Tagen gut über die Runden gekommen. "Wir wollen das für unsere Arbeitnehmer, aber auch ein Stückweit für uns", sagt Stefanie Schmauser. Auch sie hätten Familie und Hobbys und auch für sie entschleunige der ganze Prozess das Leben.

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