Auf dem Nürnberger Messegelände ist am Dienstag die zweitägige Fachmesse Enforce Tac gestartet. Diese richtet sich an Mitarbeiter von Behörden mit Sicherheitsaufgaben und bei den Streitkräften. Laut Veranstalter liegt der Fokus in diesem Jahr auf Innovationen in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. So stellen neben großen Rüstungsunternehmen, wie zum Beispiel Heckler und Koch, in diesem Jahr auch zahlreiche Startups aus.
Technologie-Hub: Forschung für Verteidigung und Sicherheit
Laut den Veranstaltern entsteht in Bayern gerade ein neuer Technologie-Hub für militärische Innovationen. Ziel sei es, mithilfe eines breiten Netzwerks von Wirtschaft und Wissenschaft an Zukunftsthemen zu forschen. Auch Startups spielten dabei eine wichtige Rolle. Dementsprechend will die Enforce Tac jungen, innovativen Unternehmen eine Bühne bieten. "Die Startups innerhalb der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie bringen hochinnovative und zukunftsfähige Produkte sowie Impulse mit auf unsere Messe – das macht sie in meinen Augen zu einem sehr wichtigen Bestandteil", wird Isabelle Teufert, Veranstaltungsleiterin der Enforce Tac, vorab in einer Pressemitteilung zitiert.
Investoren offener für Militär-Branche
In der sogenannten "Demonstration Area" und am Innovationsstand dürfen die Startups sich und ihre Produkte präsentieren. Mit dabei ist das Unternehmen Zippermast aus Bad Reichenhall. Die Gründer haben eine ferngesteuert ausfahrbare Mastkonstruktion für Militärfahrzeuge entwickelt, mit denen Soldaten im Manöver Aufklärung betreiben können, beispielsweise mithilfe von Sensoren oder Kameras.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sind die Investoren laut Geschäftsführer Frank Woodcock offener für die Militärbranche geworden. "Letztendlich ist da auch Opportunismus dabei. Finanziers sitzen ja auch in Deutschland und haben jetzt gemerkt: 'Okay, der Frieden ist doch nicht kostenlos verfügbar'. Somit haben wir tatsächlich auch Anfragen von Investoren, die in Deutschland ihren Sitz haben und eindeutig formulieren, dass es auch um den Schutz ihrer eigenen Assets (Vermögenswerte, Anm. d. Redaktion) geht."
Umgang mit Krisen ein wichtiges Thema
Auch das Aschaffenburger Startup Conducttr stellt auf der Enforce Tac aus. Das noch recht junge Unternehmen hat eine Software entwickelt, mit der Krisen jeglicher Art simuliert werden können, vom Hackerangriff über einen Chemie-Unfall bis zum Flugzeugabsturz. Zu den Kunden gehören laut Geschäftsführer David Peter-Gumbel zum Teil große Unternehmen, aber auch staatliche Einrichtungen und die NATO nutzen die Krisen-Simulation aus Unterfranken.
"Ich glaube in den letzten Jahren haben wir alle gemerkt, dass die Welt unsicherer geworden ist. Einmal mit Corona, dann mit dem Ukraine-Krieg, jetzt durch Energie-Krise, Lieferketten-Probleme, also es gibt einfach viel häufiger das Gefühl einer Unsicherheit und dass man sich besser vorbereiten möchte", erklärt Peter-Gumbel. Es gehe mittlerweile nicht mehr nur darum, Krisensituationen irgendwie zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen: "Man sagt dazu, man möchte resilienter werden."
Startups lange Zeit zurückhaltend
Lange Zeit seien Jungunternehmer und -unternehmerinnen zurückhaltend gewesen, wenn es um das Thema Militär- und Militärtechnik ging, berichtet Christoph Rommel, Leiter der Industriekooperationen vom bayerischen Startup-Netzwerk BayStartup. "Das hat sich jetzt, im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt, doch deutlich geändert." Dass Investoren mittlerweile offener für den Militär-Markt geworden sind, nimmt auch er wahr. "So konnte das ehemalige Startup Quantum Systems aus Gilching, das elektrische Drohnen herstellt, die gerade auch im Ukraine-Krieg eingesetzt werden, im Jahr 2022 eine weitere größere Finanzierungsrunde abschließen. Die beteiligten Investoren wurden auch offen kommuniziert."
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Die Enforce Tac dauert zwei Tage. Die Messe meldete bereits vergangenes Jahr einen Rekord von 377 Ausstellern aus 36 Ländern, heuer wurde die Ausstellungsfläche nach Veranstalterangaben um 15 Prozent vergrößert.
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