Mit Tatendrang, neuen Ideen und Zuversicht setzt Circus Krone alles daran, um die Krise überstehen. In Weßling im oberbayerischen Fünf-Seen-Land entsteht eine adventliche Zauberwelt. Eislauffläche, Freiluftmanege und andere Attraktionen sind geplant. Veranstalter ist der Zirkus. Doch die Zeichen stehen denkbar schlecht. "Wir hoffen auf unseren Weihnachtszauber", sagt Zirkusdirektor Martin Lacey. "Wir hoffen, aber es schaut nicht gut aus, muss ich ehrlich sagen."
Führungen auf Tier-Altersruhesitz
Schon die komplette Tournee 2020 ist dem Circus Krone weggebrochen. Doch die Krone-Familie mit Zirkuschef Martin Lacey improvisiert, um die Verluste zu reduzieren. Zum ersten Mal bietet sie auf dem Altersruhesitz ihrer Zirkustiere in Weßling Führungen an. 150 bis 200 Besucher zählt der Tierschutzbeauftragte Frank Keller. "Finanziell war das natürlich eine Entlastung zu den laufenden Kosten die wir haben", sagt Keller. "Und für die Besucher war es wirklich ein toller Nachmittag mit den alten Tieren, mit einer Raubtierprobe in der wunderschönen Natur."
Werbung wird zum riskanten Kostenfaktor
Wann die Manege wieder für das Publikum öffnen kann ist ungewiss. Die Zirkusfamilie plant von Woche zu Woche – und steht vor schwierigen Entscheidungen: Kann sie es riskieren, das Winterprogramm und die anschließende Sommertournee zu bewerben? Schon einmal sind Plakate und Flyer umsonst produziert worden. Zu Ostern hatte der Zirkus Inserate geschaltet und Werbematerial gedruckt – für ein Gastspiel in Hamburg, berichtet Frank Keller. "Wir hatten alles in allem schon über 300.000 Euro investiert und alles musste weggeschmissen werden."
Artisten in Kurzarbeit
Für das neue Winterprogramm wird schon kräftig trainiert. Einige Künstler, wie etwa die mongolischen Bodenakrobaten oder die hauseigenen Artisten, sind während der Pandemie ohnehin am Heimatstandort geblieben. Sie sind festangestellt und bekommen Kurzarbeitergeld. Andere Künstler können kurzfristig anreisen, wenn der Startschuss von Seiten der Politik erfolgt. "Alle Artisten, die jetzt noch fehlen, aus den umliegenden europäischen Ländern, können einreisen, natürlich mit einem Coronatest. Das ist alles vorbereitet", sagt Artistenmanager Frank Keller, "Alle sind stand-by, dass es losgehen kann."
Das Hygienekonzept steht
Die Zuschauerränge bleiben erst einmal ausgedünnt. "Wir haben 3.000 Sitzplätze hier und ein Konzept mit 500 Zuschauern – dann sind die Sicherheitsmaßnahmen überhaupt kein Problem für uns", sagt Zirkusdirektor Martin Lacey. 30.000 Euro habe der Zirkus allein in die Plexiglas-Verkleidung der Logen investiert.
"Ich kann das nicht verstehen, wenn wir nicht aufmachen dürfen bei so einem riesigen Platz hier" Martin Lacey, Direktor Circus Krone
Seit Monaten hat es keine Zirkus-Vorstellung mehr gegeben. Zur Überbrückung hat Martin Lacey die Clown-Car-Wash-Show ins Leben gerufen. Eine abgespeckte Zirkus-Einlage mit Hygieneabstand für 15 Euro pro Person. Doch trotz staatlicher Überbrückungshilfen und Einnahmen aus Clown-Show, Führungen in Weßling und Cafébar am Kronebau wächst das Finanzloch. Pacht, Kurzarbeiterzulagen, Strom, Heizung und Futter kosten den Zirkus etwa 12.000 Euro pro Tag.
Lichtblicke trotz Pandemie
Dennoch bleibt die Kronefamilie zuversichtlich. Martin Lacey, seine Frau Jana Mandana und die komplette Crew lassen sich nicht unterkriegen. Und auch in der Krise gibt es Positives zu vermelden: Jana Mandana ist schwanger. "Ich freue mich sehr über unseren Nachwuchs. Nächsten Monat kommt mein zweites Kind und ich bin sehr, sehr froh", sagt Martin Lacey. Selbst wenn es den Auftakt zum Winterprogramm erst einmal nicht geben wird – die Welt unter dem Kuppeldach dreht sich weiter.
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