Dieser Text ist Teil des Faktenchecks der BR24 Wahlarena vom 13.09.2023 mit Ludwig Hartmann (Bündnis90/ Die Grünen) und erstmals am 14.09.2023 erschienen. Den Artikel finden Sie hier.
Die Behauptung:
Ludwig Hartmann, Bündnis90/ Die Grünen: "Man muss erst mal feststellen, also Windkraftanlagen sind bis auf die Rotorblätter komplett recycelbar. Der Turm ist zerlegbar, der Stahlturm ist zerlegbar, die Gondel ist zerlegbar, bis auf die Rotorblätter, da haben wir noch eine gewisse Herausforderung, da sind wir gerade dran."
Der Kontext:
Hartmann antwortete auf die Frage einer Zuschauerin, warum die Rotorblätter von Windrädern in der Erde "verbuddelt" würden, weil sie nicht recycelt werden könnten.
Richtig oder falsch?
Die Aussage von Ludwig Hartmann ist richtig.
- Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier.
Die Fakten:
Windräder sind aus mehreren Materialien zusammengesetzt. Dazu zählen Beton, Stahl, elektronische Komponenten, Kupfer, Aluminium, aber auch – in den Rotorblättern – Verbundwerkstoffe.
Seit 2004 müssen Betreiber laut dem Baugesetzbuch eine Verpflichtungserklärung über den vollständigen Rückbau des Windrads abgeben, diese schließt auch Bodenversiegelungen - also das Betonfundament - ein.
- Wie lange Windräder am Netz bleiben und was dann mit ihnen geschieht, können Sie ausführlich in diesem #Faktenfuchs nachlesen.
Windräder: Recycling der Rotorblätter ist kompliziert
Während der Beton aus dem Fundament oder der Stahl aus dem Masten noch verhältnismäßig einfach zu recyceln sind, wird es bei den Rotorblättern komplizierter, wie dieser #Faktenfuchs ausführlich in diesem Artikel darlegt.
Die Rotorblätter bestehen aus einem Materialmix; Hauptbestandteil sind meist Glasfaserkunststoffe (GFK), die nicht verrotten und nicht auf Deponien gelagert werden dürfen. Sie können nicht in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden, da sie nur schwer entzündlich sind und giftige Gase entstehen. Der Glasfaserkunststoff zählt zum Sondermüll.
Rotorblätter dürfen in Deutschland nicht im Boden vergraben werden
Entgegen der Äußerung der Fragestellerin dürfen Rotorblätter in Deutschland aber nicht im Boden vergraben werden, diese Praxis sei "eindeutig nicht zulässig", schrieb eine Sprecherin des Umweltbundesamts dem #Faktenfuchs im Juli 2022. Fotos von vergrabenen Rotorblättern, die im Netz kursieren, stammen aus den USA.
Forscher suchen nach Möglichkeiten, die verwendeten Stoffe zu recyceln (etwa am Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung in Halle) sowie alternativen Materialien, wie recycelbarem Holz. Ausführlich wird das in diesem Artikel des MDR zusammengefasst.
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