Im Sommer 2021 macht Wolfgang Geng mit seinem IT-Unternehmen in Neumarkt in der Oberpfalz Schlagzeilen. Er führt in seiner Firma die Vier-Tage-Woche ein. Statt 40 Stunden an fünf Tagen arbeiten seine Mitarbeiter 36 Stunden an vier Tagen und das bei gleichem Lohn. Ein Jahr dauert die Testphase. Dann befragt Geschäftsführer Wolfgang Geng Mitarbeiter. Das Ergebnis überrascht ihn.
- Zum Artikel "Vier-Tage-Arbeitswoche für alle: Kann das funktionieren?"
Kritik: Es fehlt an Flexibilität
"Die Hälfte der Mitarbeiter wollten es unbedingt, die andere Hälfte hat gesagt, es ist für sie nicht so optimal. Das war eigentlich schon überraschend." Größter Kritikpunkt seiner Mitarbeiter: Das Arbeitsmodell sei zu starr. Im Team beschließen sie den Sprung zurück zur Fünf-Tage-Woche, aber mit mehr Flexibilität, was die Dienstzeiten angeht.
Zudem machte Geng die Erfahrung, dass durch den freien Tag bei der Vier-Tage-Woche bei längeren Projekten Pausen entstehen, die die Arbeitsabläufe weniger effizient machen. Darum sei Projekte durchziehen und danach für Ausgleich sorgen für seine Firma effektiver, sagt er.
Handwerksbetrieb im Vier-Tage-Modell
Anders sieht es im Elektro-Betrieb von Stefan Richter aus. Vor einem Jahr hat er in seinem Handwerksbetrieb in Mitterteich im Landkreis Tirschenreuth die Vier-Tage-Woche eingeführt. Ein Teil seiner Belegschaft arbeitet jetzt Montag bis Donnerstag für das gleiche Geld. "Wir fangen jeden Tag um 6.45 Uhr mit der Arbeit an, arbeiten bis 16.30 Uhr. Wenn man dann die Stunden zusammenzählt, kommen wir genauso da hin, auf die 37,5 Stunden, als wenn wir bis Freitag arbeiten müssten."
Mehr Attraktivität als Arbeitgeber
Lange fand Richter für seine Firma keinen Auszubildenden. Doch die Vier-Tage-Woche macht den Handwerksbetrieb wieder attraktiv als Arbeitgeber. Für Azubi Valentin Schmidt war die kurze Woche einer der Hauptgründe, sich auf die Stelle zu bewerben, weil er dadurch mehr Zeit für Freunde und Hobbys habe. Und auch der langjährige Mitarbeiter Michael Lanz hat nun mehr Zeit, sich um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern.
Stefan Richter hat an seine Kunden kommuniziert, dass sein Betrieb nun in einer Vier-Tage-Woche arbeitet. Für ihn ist es die richtige Entscheidung, denn nur so kann er als kleiner Handwerksbetrieb gegen die großen Firmen punkten.

Im Spagat zwischen Fachkräftemangel und effektiver Produktion haben einige Firmen die Vier-Tage-Woche eingeführt.
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