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Keyless-Go-Schlüssel vor Autotür

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Keyless-Go-Technik - und trotzdem sicher vor Diebstahl

Ohne den Schlüssel zu zücken ins Auto steigen: Die Keyless-Go-Technik ist komfortabel, hat aber einen Haken. Sie öffnet auch Dieben die Autotür. Es gäbe Systeme, die das verhindern - die werden hierzulande aber nicht verbaut. Von David Friedman

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Einen Audi im Wert von 80.000 Euro, den hatte Joachim Gutthann in seiner Garage in Donaustauf stehen. Einst. Nun ist er futsch. Gestohlen von technisch versierten Dieben, die das "Keyless-Go-System" im Audi ausgehebelt haben:

"Das Auto stand draußen, und der Schlüssel war hinter der Haustür, in der Garderobe." Joachim Gutthann

Diebstahl kinderleicht mit Reichweitenverlängerung

Der Klassiker: Die Diebe – es müssen mindestens zwei sein – brauchen weder ins Haus einzudringen noch die Autotür aufzustemmen, um das Fahrzeug zu stehlen. Markus Sippl, der Leiter der Abteilung "Fahrzeug-Technik" beim ADAC, erklärt, wie's anders geht:

"Als Dieb müssen Sie sich zwei Geräte bauen, mit denen sie das Signal des Schlüssels erst einmal aufgreifen, und dann einfach nur verlängern, weitertragen: Das eine Gerät empfängt das Signal des Schlüssels, und das zweite Gerät bekommt vom ersten das Schlüsselsignal weitergeleitet. Mit dem zweiten Gerät bin ich dann am Fahrzeug, und dann kann ich das Fahrzeug öffnen und auch starten, obwohl der Schlüssel eigentlich weiter weg ist." Markus Sippl, ADAC

Ähnlich wie bei "Bluetooth"-Geräten, wo sich etwa ein Handy und ein Lautsprecher solange suchen, bis sie gekoppelt sind. Der Autoschlüssel funkt – das "Keyless-System" im Auto empfängt. Aber nur, wenn sich Sender und Empfänger sehr nahe kommen. Diebe simulieren diese Nähe, indem sie einen einfachen Reichweitenverlängerer und einen Empfänger basteln.

Land-Rover verbaut diebstahlsicheres Keyless-Go-System

ADAC-Techniker haben auf ihrem Testgelände in Landsberg genau 179 Autos mit dieser Methode geknackt. Mittelklasse- und Oberklasse-Karossen. Dann kam der 180ste Wagen daher. Ein SUV-"Discovery" der englischen Firma "Land-Rover". Mit dem Logo am Heck: "Above and Beyound" – "drüber und weiter". Der war einfach nicht aufzukriegen. Weder "drüber", noch "weiter":

Land-Rover hat offensichtlich ein neues Elektronik-Teil verbaut, das den Diebstahl von "Keyless-Go"-Autos verhindert. Ein Anruf bei den englischen Autobauern bestätigt den Verdacht:

"Dort ist ein elektronisches System verbaut, das die Zeit misst, die das Funksignal braucht vom Schlüssel zum Auto. Und wenn der Schlüssel sich ein, zwei Meter in der Nähe des Fahrzeuges befindet, dann ist diese Zeit kurz. Wenn aber das Signal über einen Reichweitenverlängerer übertragen wurde, dann ist es länger. Diesen Unterschied merkt das System, und dann wir die Tür nicht geöffnet." Markus Sippl

Warum haben nicht alle Fahrzeuge dieses System?

Und nix is mit Diebstahl. Jedenfalls nicht auf die feine Art, mit Reichweitenverlängerer und Empfänger. Diebe müssen also wieder Brachialgewalt anwenden, um hineinzukommen. Aber dann hinterlassen sie viele Spuren. Ab sofort müssten eigentlich alle neuen "Keyless-Go"-Fahrzeuge Autos mit der neuen Diebstahl-Sicherung ausgestattet werden – denkt sich der Laie. Der Fachmann übrigens auch:

"Es ist bewiesen, dass es geht, es ist auch klar, dass es kein Riesen-Hexenwerk war, diese Sicherheit einzubauen. Und aufgrund dessen ist unsere Forderung ganz klar: Dieses neue System muss in alle Fahrzeuge rein." Markus Sippl

Doch bei BMW und Audi zieren sie sich noch. Auf Anfrage bei Audi heißt es lapidar: "Kein Kommentar". Von BMW bekommen wir immerhin eine schriftliche Stellungnahme. Darin heißt es wörtlich: Zitat: "Die BMW Group entwickelt die Sicherheitssysteme der Fahrzeuge immer weiter (…) die Statistiken belegen, dass die Fahrzeug-Diebstähle in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen sind. Das heißt, unsere Maßnahmen wirken."

Diese Einschätzung deckt sich allerdings nicht mit den Befunden der ADAC-Experten. Immerhin, man arbeitet an dem Problem. Wenn die Problemlösung aber so ausschaut wie bei den manipulierten Abgaswerten und den zu niedrig angezeigten Benzin-Verbrauchs-Werten – dann gute Nacht. Ex-Audi-Besitzer Joachim Gutthann aus Donaustauf will erst einmal kein neues "Keyless-Go"-Fahrzeug kaufen.