Die Konjunktur läuft besser als vor einigen Monaten erwartet: Das ist eine Erklärung, die man aus Kassenkreisen hört, warum die Beiträge zum Jahreswechsel weniger stark steigen als zunächst prognostiziert worden war. Die Nummer eins und die Nummer zwei unter den bundesweiten Kassen, Techniker Krankenkasse und Barmer, lassen ihre Beiträge stabil. Auch Knappschaft, IKK Gesund plus und KKH wollen von ihren Mitgliedern nicht mehr Geld verlangen. Die Ankündigungen stabiler Beiträge betreffen damit rund 20 Millionen Versicherte.
Überschaubare Erhöhungen
Bei vielen anderen Kassen werden zwar höhere Beiträge erwartet, unter anderem bei den meisten AOKs – doch auch dort steigen die Beiträge im Schnitt weniger schnell als gedacht. So fällt etwa für die rund eine Million Versicherten der Siemens BKK der Anstieg mit 0,2 Prozentpunkten niedriger aus als es die Bundesregierung noch Ende Oktober für den Durchschnitt aller Kassen vorhergesagt hatte. Da hatte das Bundesgesundheitsministerium erklärt, ein Anstieg um 0,3 Prozentpunkte sei "nicht unrealistisch".
Mit einem höheren Beitragssatz sollen die Versicherten einen Beitrag leisten, um die Finanzlücke von rund 17 Milliarden Euro zu schließen, die nächstes Jahr in der gesetzlichen Krankenversicherung erwartet wird. Auch Pharmaindustrie, Ärzte und Apotheken sollen jeweils einen Beitrag erbringen.
Ärger über Preispolitik
In den Vorständen einiger Kassen, die den Beitragssatz anheben, ist man dabei verstimmt über die Konkurrenz. Es gebe Anbieter, die sich sozusagen reich rechnen, um sich im Preiswettbewerb einen Vorteil zu verschaffen, hört man aus Kreisen von Versicherern, die teurer werden.
Außerdem sei denkbar, dass einzelne Kassen nicht zum Jahreswechsel, sondern erst im Frühjahr den Beitrag anheben, weil dann die öffentliche Aufmerksamkeit geringer ist. So ist es in früheren Jahren vorgekommen, dass Kassen nicht zum 1. Januar ihren Preis angehoben haben, sondern zum 1. Februar oder noch später.
Befristete Ausnahme bei Info-Pflicht
Kassen, die ihren Beitragssatz nicht zum Jahreswechsel anheben, sondern einige Monate später, würden dabei von einer befristeten Sonderregelung profitieren. Bis Mitte nächsten Jahres müssen Kassen, die teurer werden, ihre Mitglieder nicht per Brief über die Preiserhöhung informieren, wie es sonst üblich ist. Die Bundesregierung will damit nach eigener Aussage die Kassen bei den Portokosten um einen zweistelligen Millionenbetrag entlasten.
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