Das Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat eine erste Bilanz der Einkommensrunde 2022 vorgelegt. Während die Tariflöhne durchschnittlich um 2,7 Prozent zulegen, steigen die Verbraucherpreise um 7,8 Prozent. Die Lücke ist laut Forscherteam historisch groß. Dabei werden in der Bilanz nur die tariflich festgelegten Gehälter einberechnet. In vielen Betrieben ohne Tarifbindung wird oft weniger als der Tariflohn gezahlt – der Reallohnverlust ist dort noch größer.
Gründe für den hohen Reallohnverlust
Einmal gibt es eine Reihe von Tarifverträgen, die schon im Jahr zuvor für dieses Jahr ausgehandelt wurden. Damals konnte den starken Anstieg der Inflation in Folge des Krieges in der Ukraine kaum einer voraussagen.
Hinzu kommt, dass Gewerkschaften zwar einige Prozente mehr Lohn für ihre Mitglieder ausgehandelt haben zum Beispiel in der Chemiebranche oder der Metall- und Elektroindustrie, doch die neuen Tarifverträge gelten erst im nächsten Jahr. Die Einkommen steigen laut Tabelle daher unterdurchschnittlich dieses Jahr.
Einmalzahlungen statt dauerhaft höhere Gehälter
In zahlreichen Tarifrunden haben die Gewerkschaften außerdem deutlich gemacht, dass die außergewöhnlich hohe Inflationsrate nicht allein am Verhandlungstisch ausgeglichen werden kann. So sind in vielen Tarifverträgen Einmalzahlungen zum Inflationsausgleich vereinbart worden, die bis zu 3.000 Euro steuer- und abgabenfrei sind. Allerdings erhöhen die Einmalzahlungen die Tariflöhne nicht auf Dauer.
Den Mangel an Arbeitskräften spiegelt die vorläufige Tarifbilanz der Hans-Böckler-Stiftung wieder. Im Gastgewerbe zum Beispiel oder in der Gebäudereinigung steigen die Tariflöhne in etwa so stark wie die Inflationsrate.
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