Die hohe Inflation und der damit verbundene Kaufkraftverlust ihrer Einkommen zwingt viele Menschen in Deutschland zum Sparen. Darunter leidet auch die private Altersvorsorge, wie eine Umfrage nun zeigt.
Private Altersvorsorge: Vorher schon Fehlanzeige bei mehr als 30 Prozent
Zwei Drittel der Deutschen üben inzwischen Verzicht wegen der Inflation. Sie sparen vor allem an Heizkosten, Strom und Freizeitausgaben. Die hohen Lebenshaltungskosten schränken bei einigen auch den Spielraum für die Altersvorsorge ein. Das zeigt das Verantwortungsbarometer, eine jährliche Umfrage, die das Fondsunternehmen Fidelity International vom Meinungsforschungsinstitut Kantar durchführen ließ.
Demnach ist Geld zurücklegen für die private Rente angesichts hoher Preise für viele Bundesbürger nicht mehr möglich. Fast ein Drittel sorgte nicht für später vor. Die Lücke bei den Alterseinkommen droht demnach noch größer zu werden als vor der Inflation, weil die ohnehin schon lückenhafte private Vorsorge inzwischen rückläufig sei.
Knapp ein Drittel kommt nicht zum Sparen
31 Prozent sparten weder mit Versicherungen, Wertpapieren oder Sparkonten wie Festgeld oder Tagesgeld, so das Verantwortungsbarometer. Die meisten Nicht-Sparer gaben an, schlicht nichts übrig zu haben. Als Ursache gaben sie die gestiegenen Lebenshaltungskosten an.
Hinzu kommt, wegen der jüngsten Entwicklung der Energiepreise, dass 34 Prozent aktuell mit möglichen Nachzahlungen für Strom und Heizkosten rechnen bei der nächsten Jahresabrechnung. Wenn diese Entwicklung anhalte, steuere man in Deutschland auf ein sozialpolitisches Fiasko zu, meint der Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International:
"Infolge sinkender Realeinkommen schnallen die Deutschen den Gürtel enger. Das beeinträchtigt die ohnehin schon schlechte Ausgangslage der Altersvorsorge, da bereits vor der Energiekrise zu wenig Menschen privat vorsorgten. Die hohe Inflation verschärft diesen Trend." Alexander Leisten, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International
Ein Großteil der Befragten erwartet, dass die Energiekrise und deren Folgen das Land spalten werden. Lediglich zwölf Prozent halten das für unwahrscheinlich.
Sparliste wegen Inflation
Wichtigste Sparmaßnahme der Deutschen ist es, den eigenen Energie- und Spritverbrauch zu senken, das gaben 52 Prozent der Befragten an. 46 Prozent drehen deshalb die Heizung 'runter und versuchen auch Strom zu sparen. Das erfolgt zum Beispiel mit der Benutzung von Energiesparlampen. 30 Prozent achten auch beim Kochen darauf, nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Außerdem vermeiden viele den Stand-by-Modus von Elektrogeräten, indem sie Geräte komplett ausschalten oder den Netzstecker ziehen.
Sparen auch bei Lebensmitteln und Weihnachtsgeschenken
Zusätzlich änderten viele Deutsche seit der Preisexplosion ihr Freizeitverhalten. So sparen 37 Prozent, indem sie weniger auswärts essen gehen, und ganz allgemein ihre Freizeitaktivitäten einschränken. 32 Prozent gaben an, weniger Urlaub zu machen und generell ihre Einkäufe zu reduzieren. 31 nannten dabei auch Lebensmittel, bei denen sie öfter auf den Kauf von Bio- und anderen hochpreisigen Waren verzichteten. 29 Prozent der Befragten gaben an, sie planten in diesem Jahr auch weniger Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben.
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