Die Teuerungsrate im Euroraum ist im Juli noch höher als in Deutschland ausgefallen. Mit 8,9 Prozent hat sie einen neuen Rekordwert erreicht. Es ist die höchste Inflationsrate seit Einführung des Euros als Buchgeld im Jahr 1999. Für Deutschland war gestern eine erste Schätzung für den Juli veröffentlicht worden. Sie lag – nach den innerdeutschen Inflationskriterien - bei 7,5 Prozent.
EZB verfehlt weiterhin deutlich Inflationsziel von zwei Prozent
Im Mai hatte die Teuerung bei 8,1 Prozent gelegen, im April bei 7,4 Prozent. Damit verfehlt die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Inflationsziel weiterhin deutlich. Die Währungshüter peilen zwei Prozent Teuerung als idealen Wert für die Wirtschaft in der 19-Länder-Gemeinschaft an.
Die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde haben wegen des massiven Inflationsschubs bereits die Zinswende eingeleitet. Sie stemmten sich am Donnerstag vor einer Woche bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren mit einem unerwartet kräftigen Schritt gegen die ausufernde Teuerung.
Die Euro-Wächter setzten den Leitzins gleich um einen halben Prozentpunkt auf 0,50 Prozent herauf. Die Zinsanhebung fiel damit doppelt so stark aus wie ursprünglich in Aussicht gestellt. Manche Währungshüter halten weitere kräftige Anhebungen für möglich. Die nächste Zinssitzung findet am 8. September in Frankfurt statt.
Energiepreise um fast 40 Prozent gestiegen
Getrieben wurde die Teuerung erneut durch die Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 39,7 Prozent erhöhten. Der Anstieg war allerdings etwas schwächer als im Vormonat. Dafür beschleunigte sich der Preisauftrieb bei Lebens- und Genussmitteln von 8,9 auf 9,8 Prozent.
Die Kerninflation, bei der besonders schwankungsanfällige Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, stieg von 3,7 auf vier Prozent. Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 8,5 Prozent.
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