Die Wirtschaft in Deutschland könnte sich dieses Jahr schlechter erholen als bisher angenommen: Lag die Prognose im März noch bei 3,1 Prozent, rechnet das ifo Institut nun nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent für das laufende Jahr. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer fällt jedoch besonders ins Gewicht.
Krieg dämpft wirtschaftliche Erholung und treibt die Preise
Der Krieg in der Ukraine treibt die Energiepreise an und die damit einhergehende hohe Inflationsrate drückt auf die Kauflaune der Menschen. Die Preissteigerung dürfte auf 6,8 Prozent zulegen und erst kommendes Jahr auf 3,3 Prozent zurückgehen.
Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge könnte die Inflation in diesem Jahr sogar noch stärker steigen und zwar so hoch wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Waren und Dienstleistungen dürften sich um durchschnittlich 7,4 Prozent verteuern, heißt es aus Kiel.
"Der mit den hohen Preisen verbundene Kaufkraftverlust der privaten Haushalte hat sich zu Jahresbeginn in einem rückläufigen Warenkonsum niedergeschlagen", so der ifo-Konjunktur-Experte Timo Wollmershäuser im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Er sieht aber noch ein Problem auf die Wirtschaft zukommen, das vor allem Bayern belasten könnte.
Darum belasten Lockdowns in China Bayern besonders
Die exportorientiere bayerische Wirtschaft ist besonders auf Zulieferungen aus China angewiesen. Aufgrund anhaltender Lockdowns im Reich der Mitte könnte auf die Exportwirtschaft des Freistaats noch Spätfolgen zukommen. "Der Lockdown in China – der ist ja noch gar nicht so richtig bei uns angekommen. Das wird in den nächsten Wochen erst spürbar werden, wenn die Schiffe, die wegen des Lockdowns nicht abgelegt haben, bei uns auch nicht ankommen. All das spürt auch die Bayerische Industrie", so Timo Wollmershäuser vom ifo Institut.
Bessere Aussichten für die zweite Jahreshälfte
Sowohl das ifo Institut als auch die Kieler Wirtschaftsforscher vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) sehen eine positive Entwicklung, was die Staatskasse betrifft: "Die Haushaltdefizite der öffentlichen Hand werden sinken, da die Einnahmen kräftig zunehmen und die pandemiebedingten Ausgaben zurückgefahren werden", heißt es vom IfW. So soll das Minus in diesem Jahr bei 1,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen, 2023 dann bei 0,9 Prozent.
Sind die Lockdown-Folgen jedoch im zweiten Halbjahr ausgestanden, geht das ifo Institut von einem allmählichen Rückgang der Rohstoffpreise und von einer besseren Kauflaune aus. Das dürfte sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken: Das ifo-Institut rechnet mit einem Rückgang der Arbeitslosen von 2,6 Millionen auf 2,3 Millionen bis Ende des Jahres. Und auch die Wirtschaft könnte nach dieser gedämpften Sommerprognose wieder schneller wachsen.
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