Containerschiffe liegen im Hamburger Hafen am Containerterminal Eurogate.
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Ifo-Geschäftsklimaindex: "An der Schwelle zur Rezession".

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Ifo-Geschäftsklima: "Deutschland an der Schwelle zur Rezession"

Ein schlechtes Zeichen für die Konjunktur in Deutschland: Die Stimmung in den Unternehmen hat sich weiter eingetrübt – und das deutlich. Der ifo-Geschäftsklimaindex deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in eine Rezession rutschen könnte.

Die Firmen in Deutschland sind derzeit so pessimistisch wie kurz nach dem Ausbruch der Coronapandemie: Der Geschäftsklimaindex ist auf den tiefsten Stand seit Juni 2020 gefallen. Für das Münchner ifo-Institut ist das ein Zeichen, dass die deutsche Wirtschaft an der Schwelle zu einer Rezession steht.

ifo-Geschäftsklima sinkt weit deutlicher als erwartet

Der ifo-Geschäftsklimaindex, das wohl wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, ist in diesem Monat erneut gesunken von 92,2 auf 88,6 Punkte. Der Einbruch ist damit deutlich stärker ausgefallen als erwartet. Analysten hatten den Index bei 90,5 Punkten gesehen.

Banger Blick auf die kommenden Monate

Die unsichere Energieversorgung und die steigenden Preise sind die Themen, die den 9.000 befragten Unternehmen unter den Nägeln brennen. In allen Branchen beurteilen die Firmenchefs die Lage schlechter als vor vier Wochen. Und besonders pessimistisch sind sie mit Blick auf die kommenden Monate. "Der Index der Erwartungen ist massiv eingebrochen", sagt ifo-Präsident Clemens Fuest.

Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen nicht berücksichtigt

Allerdings hatten die Betriebe die Fragebögen der Münchner Wirtschaftsforscher beantwortet, als noch unklar war, ob über Nord Stream 1 wieder Gas kommt. Vielleicht wären sie jetzt nicht mehr ganz so pessimistisch, nachdem Russland wieder Gas nach Deutschland strömen lässt, heißt es beim ifo-Institut.

Industrie meldet weniger neue Aufträge

In der für Deutschland so wichtigen Industrie ist der Blick auf die kommenden Monate so trüb wie seit April 2020, also kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie, nicht mehr. "Das sagt ja schon einiges", meint Fuest. Die Industriebetriebe verzeichneten erstmals seit zwei Jahren weniger neue Aufträge. Eine gewisse Ausnahme sei nur die Automobilindustrie, wo sich das Geschäft etwas stabilisiert.

Handel und Bau leiden unter hohen Preisen

Der Handel ist unzufrieden mit den laufenden Geschäften und ist auch für die Zukunft skeptisch. Die Händler fürchten angesichts der hohen Preise, dass die Kunden sparen und sich beim Konsum zurückhalten. Das Gleiche gilt für den Bau, der zusätzlich unter den gestiegenen Zinsen für Immobilienkredite leidet. "Die Baupreise sind sehr hoch, die Zinsen sind hoch, und irgendwann schlägt das einfach durch", sagt Fuest.

Hotels und Restaurants fürchten neue Corona-Beschränkungen

Bei den Dienstleistern ist der Optimismus vom Vormonat ebenfalls verschwunden. Nach dem weitgehenden Wegfall der Corona-Beschränkungen beurteilen etwa Reisefirmen und Gastronomie die aktuelle Lage zwar noch als relativ gut, aber der Index der Erwartungen ist eingebrochen. Da spielt sicherlich eine Rolle, dass vielleicht im Herbst sich die Corona-Situation verschärfen könnte.

ifo: "Keine Rezession, wenn weiter Gas fließt"

Der deutschen Wirtschaft stehen ungemütliche Zeiten bevor, heißt es beim ifo-Institut als Fazit. Eine Rezession im dritten und vierten Quartal sei nicht mehr auszuschließen. Allerdings: Wenn Russland weiter Gas liefert, "werde eine Rezession noch abzuwenden sein".

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