Nach zwei Jahren Corona-Pandemie mit mauen Umsätzen und geschlossenen Geschäften hatten viele Einzelhändler für 2022 wieder auf einen Shopping-Boom gehofft. Was damals jedoch niemand vorhersehen konnte: Den russischen Einmarsch in die Ukraine mit all seinen Folgen. Diese bekommen auch die Einzelhändler immer deutlicher zu spüren, wie die aktuelle Sommerumfrage des Verbands zeigt.
Demnach erwartet der bayerische Einzelhandel für dieses Jahr ein reales Umsatzminus von 1,5 bis zwei Prozent, wie der Handelsverband Bayern dem BR mitteilte. Ohne die derzeit massive Inflation hätte die Prognose dagegen ein nominelles Plus von drei Prozent ergeben.
Energie und Produkte werden teurer – die Kunden weniger
Allerdings drücken die gestiegenen Preise für Waren und Energie genauso auf das Geschäft wie das zurückhaltende Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden, heißt es vom Verband. Dieser spricht deshalb von "alarmierenden Zahlen".
"Ich kann mich nicht erinnern, wann wir aufs Jahr gesehen zuletzt ein Minus hatten", sagte Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, dem BR. Insgesamt dürften die Umsätze in Bayern laut Schätzung dieses Jahr bei etwa 72,5 Milliarden Euro liegen.
Auch online wird weniger eingekauft
Viele Verbraucherinnen und Verbrauchen würden sich derzeit mit Einkäufen und größeren Anschaffungen zurückhalten, die Stimmung sei auf einem Allzeittief angelangt – auch das habe zuletzt eine weitere Umfrage gezeigt. Für die zweite Jahreshälfte spricht Ohlmann deshalb ebenfalls von "dunklen Wolken".
Unterm Strich rechnet jeder zweite Händler in Bayern dieses Jahr mit sinkenden Umsätzen. Auch das Online-Geschäft dürfte im Vergleich zu den beiden Corona-Jahren nicht mehr so stark wachsen. Das Online-Plus könnte dem Verband zufolge 2022 bei zwölf Prozent liegen – 2020 seien es dagegen noch 23 Prozent und 2021 noch 17 Prozent gewesen. "Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber auch hier spürt man die Kaufzurückhaltung", sagt Ohlmann.
Verschafft das Weihnachtsgeschäft dem Einzelhandel noch mal Schwung?
Die Hoffnung vieler Händlerinnen und Händler ruhe deshalb bereits jetzt auf dem Weihnachtsgeschäft. Aus Sicht der Unternehmen beginnt dieses schon zum 1. November. Ob sich die Hoffnungen auch erfüllen, dürfte aber von einem weiteren Unsicherheitsfaktor abhängen: Noch kann niemand absehen, wie sich die Corona-Pandemie und mögliche Einschränkungen ab dem Herbst entwickeln werden.
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