Personalreferentin besucht eine Mitarbeiterin in der Wäscherei und gratuliert ihr zum Geburtstag
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Personalreferentin besucht eine Mitarbeiterin in der Wäscherei und gratuliert ihr zum Geburtstag

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Happiness statt Arbeitsstress: Wenn "Wohlfühlen" zum Job wird

Im Wettbewerb um Mitarbeitende setzen Unternehmen inzwischen auf sogenannte "Feel-Good-Manager". Auch ein Luxushotel in München hat diese Position jetzt erstmalig geschaffen. Welche Lücke können Wohlfühl-Manager schließen?

Es ist mondän und legendär: Schon seit 1858 steht auf der Münchner Maximilianstraße ein Grandhotel. Heute ist es das Vier Jahreszeiten Kempinski. In diesem 5-Sterne-Luxus-Hotel ist das Wohlbefinden der Gäste das oberste Gebot. Und das rund um die Uhr. 294 Mitarbeitende sind dafür im Einsatz. Nur - wer kümmert sich eigentlich um deren Wohlbefinden?

Unter anderem Katja Möller. Personalreferentin. Gerade ist sie auf dem Weg in die Wäscherei - zur ersten Geburtstags-Gratulation des Tages.

Mehr Wertschätzung für Mitarbeitende

"Happy Moments" - also Glücks-Momente kreieren - davon spricht Katja Möller immer wieder, während sie durch die Mitarbeiter-Bereiche des Hotels führt. In der Komplimente-Ecke hängt sie noch schnell eine Danke-Karte für eine Mitarbeiterin an die Pinnwand. Dann betritt sie die neu renovierte Mitarbeiter-Kantine.

"Das ist auch eine Wohlfühloase für unsere Mitarbeiter. Wir haben hier persönliche Bilder hingehängt. Hier auch die Rubrik "Glanzlicht des Monats". Wir wählen monatlich ein Glanzlicht. Also Mitarbeiter, die sich besonders hervorgetan haben. Zum Beispiel aus unserer Guest-Relation oder unsere Küche", erklärt Katja Möller.

Feel-Good-Manager als Antwort auf den Fachkräftemangel

All diese Aktionen sollen Wertschätzung vermitteln, das Hotel als Arbeitgeber attraktiv machen und Mitarbeitende binden. Und genau das wäre auch die Aufgabe des neuen Feel-Good-Managers. Eine Position, die es im Hotel Vier Jahreszeiten bislang nicht gab, die jetzt jedoch nötig zu werden scheint, erläutert Katja Möller.

"Trend ist einfach der Fachkräftemangel. Es wird immer wichtiger, die Fachkräfte auch bei sich zu halten. Wir haben in der Personalabteilung so viele tolle neue Ideen und würden die einfach auch gerne umsetzen", erzählt sie. "Und deshalb wollen wir gerne einen Feel-Good-Manager schaffen. Der sozusagen auch für die ganzen tollen 'Happy Moments' bei uns im Hotel noch verstärkt zuständig ist. Wir möchten damit einen neuen Schwerpunkt setzen und uns damit am Arbeitsmarkt abheben."

Neues Berufsbild mit indifferenten Aufgaben

Einen passenden Bewerber oder eine passende Bewerberin zu finden, ist allerdings nicht leicht. Feel-Good-Manager ist kein Ausbildungsberuf. Bewerber kommen zum Beispiel aus den Bereichen Personal, Psychologie oder Event-Management. Einige private Berufsakademien bieten Qualifizierungs-Kurse an. Auch bei der Industrie- und Handelskammer in Potsdam kann man sich zum Feel-Good-Manager weiterbilden lassen. An bayerischen IHKs ist das bislang nicht möglich. Das Berufsbild ist neu und indifferent. Genauso wie die Anforderungen der Unternehmen, die Stellenausschreibungen für die Position eines Feel-Good-Managers veröffentlichen.

Eines steht jedoch fest: Eine positive Stimmung am Arbeitsplatz wird immer wichtiger, sagt auch Dieter Frey von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er forscht zu den Themen Führungskultur und Mitarbeitermotivation: "Gerade nach der Pandemie haben wir eine viel größere Kündigungsquote festgestellt. Und ein Wohlfühlmanager kann das verbessern. Wenn er schaut, wo gibt es Defizite, Ärgernisse, Konftlikte. Und wie kann man die minimieren."

"Unzufriedene Mitarbeiter bringen auf Dauer keine Qualität"

Je zufriedener die Mitarbeitenden, desto besser ginge es auch dem Unternehmen, erklärt Frey. Allerdings: "Jede Organisation muss zwei Kulturen umsetzen. Eine Leistungs- und Qualitätskultur. Sonst verliert man den Gast, den Patienten, den Kunden. Aber auch eine Wertschätzungs-Kultur. Und das hängt eng zusammen. Wenn die Menschen unzufrieden sind, werden sie auf Dauer keine Qualität bringen."

Aber es gibt auch Grenzen beim Thema Wohlfühl-Manager, sagt Frey: "Die Gefahr ist vorhanden, dass viele Mitarbeiter sagen, ich fühle mich da jetzt schon ein bisschen instrumentalisiert. Arbeit ist für mich wichtig, aber es gibt für mich auch noch ein Privatleben und ich möchte mich nicht total outen im Sinne von 'es geht mir heute nicht so gut oder Folgendes könnte man besser machen'. Das sind die Grenzen. Wo die Privatsphäre zu sehr tangiert ist. Insofern ist es schon die Kunst des Wohlfühl-Managers, dass er sehr sensitiv ist."

Von der Konkurrenz abheben

Wenn das gelingt, können Unternehmen also durchaus attraktiver für ihre Mitarbeitenden werden. Und sie könnten sich auch von der Konkurrenz abheben und Aufmerksamkeit generieren. Entscheidend - wo doch in allen Branchen derzeit Mitarbeitende gesucht werden.

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