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Lehrling im Kfz-Handwerk

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Handwerk: Lehrlingsplus dank Flüchtlingen

Handwerk: Lehrlingsplus dank Flüchtlingen

Nach langem Lehrlingsschwund steigen die Ausbildungszahlen im Handwerk wieder leicht an - dank junger Flüchtlinge. Der Nachwuchsmangel ist damit aber nicht gelöst. Ein Thema auch auf der Internationalen Handwerksmesse in München, die heute beginnt.

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Nach Einschätzung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) erschweren nach wie vor bürokratische Hürden die Anstellung von Flüchtlingen.

"Für die Betriebe ist nur wichtig, dass sie Rechtssicherheit haben. Das ist bis heute nicht in allen Fällen gewährleistet. " Holger Schwannecke, Generalsekretär des ZDH

Eine bundesweite Übersicht über die Ausbildungszahlen des vergangenen Jahres gibt es noch nicht. Doch die bisher vorliegenden Daten aus großen Ländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern deuten darauf hin, dass die Flüchtlinge zwar nicht die Lösung für den Nachwuchsmangel sind, zumindest aber wieder etwas mehr Lehrstellen besetzt werden können.

Migranten werden immer wichtiger

In Nordrhein-Westfalen etwa stellten die Handwerker im vergangenen Jahr 29.282 Lehrlinge ein, 803 mehr als im Vorjahr. Unter diesen Auszubildenden waren 1.527 Flüchtlinge, dreimal so viele wie im Vorjahr. Ohne Flüchtlinge hätte es in NRW also ein Minus gegeben.

Der Lehrlingsmangel betrifft keineswegs nur das Handwerk. In Bayern etwa wurden nach Zahlen des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) 2017 insgesamt 53.380 neue Lehrverträge in den nichthandwerklichen Branchen abgeschlossen, davon rund 2.700 mit Flüchtlingen. Das waren fünf Prozent der neuen Azubis. 

Viele Lehrstellen unbesetzt

Dennoch können sehr viele Lehrstellen nicht besetzt werden. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung waren zum 30. September knapp 49.000 Lehrstellen frei, so viele wie seit 1994 nicht mehr. Die Handwerker leiden besonders stark. So war in Bayern zum 30. September 2017 nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sogar fast jede fünfte Lehrstelle im Handwerk unbesetzt.

Handwerker und Ausbildungsbetriebe würden daher gern mehr Flüchtlinge einstellen, auch wenn es häufig an den Deutschkenntnissen fehlt oder sonstige Probleme auftauchen.

Kritik an der Politik

Eigentlich gilt für junge Flüchtlinge die so genannte 3+2-Regelung: Wer eine Ausbildung beginnt, darf nach seiner dreijährigen Lehre auch dann noch zwei Jahre im Land bleiben und arbeiten, wenn der Asylantrag abgelehnt wird. Doch Kammern und Betriebe klagen, dass das keineswegs überall einheitlich umgesetzt wird. In Bayern etwa macht es die CSU-Staatsregierung jungen Afghanen schwer, eine Lehre anzutreten. "Die Politik fährt keine klare Linie", kritisiert der bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl.

Doch handelt es sich keineswegs um ein bayerisches Sonderproblem, sagt ZDH-Generalsekretär Schwannecke. "Dann heißt das, der (Asylbewerber) hat aber nur einen eingeschränkten Duldungstitel und dann muss der wieder weg", beschreibt er die Haltung in manchen Behörden.

"Das verstehen viele Unternehmer auch nicht und sagen: Jetzt will ich helfen und ist nix. Dann lasse ich das Ganze." Holger Schwannecke, Generalsekretär des ZDH