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GroKo-Pläne: Mindestlohn für Azubis?

GroKo-Pläne: Mindestlohn für Azubis?

Die Große Koalition – sofern sie denn kommt – sie hat Großes vor. Zum Beispiel möchte sie für Auszubildende eine Mindestvergütung anschaffen. Das klingt sinnvoll, birgt aber auch Gefahren. Von Hanna Maier

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die neuen Pläne klingen sinnvoll, wenn man sich beispielsweise anguckt, dass ein Gastronomie-Lehrling im Schnitt mit rund 600 Euro im Monat auskommen muss – mit Schichtdienst und Sonntagsarbeit. Ganz ähnlich sieht es auch bei Bäckern oder Friseuren aus. Die höhere Vergütung soll neue Lehrlinge anlocken – das ist die Idee dahinter. Aber die Berufsverbände sind naturgemäß wenig begeistert. Ein Mindestlohn für Azubis könnte gerade die kleinen Betriebe dazu bringen, noch weniger auszubilden.

Zum Beispiel Christina Dimitropulu in Augsburg

Christina Dimitropulu hat es gut erwischt. Sie arbeitet im edlen Steigenberger Hotel in Augsburg. Gerade hat sie ihre Ausbildung dort beendet, in nur zweieinhalb Jahren – wegen guter Schulnoten und toller Leistungen durfte sie verkürzen. Jetzt hat sie gleich nach dem Abschluss eine Stelle als Trainee angeboten bekommen. Im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren verdient sie jetzt deutlich mehr, erzählt sie.

"Ich glaube, im ersten Jahr müssten es so um die 600 Euro sein, im zweiten dann 700 bis 800 und im dritten dann 900 rum. Jetzt verdiene ich ein bisschen mehr. So ein Trainee ist ja eigentlich auch eine Ausbildung, ich verdiene jetzt 1.500." Christina Dimitropulu

1.500 Euro brutto wohlgemerkt. Große Sprünge sind damit nicht drin. Sie sagt, sie habe zwar vorher gewusst, dass es eine harte Ausbildung ist. Aber so hart – ihre Entscheidung dafür wäre ihr vielleicht leichter gefallen, wenn sie mehr Geld bekommen hätte.

Gewerkschaften wollen Mindestvergütung von 80 Prozent

Eine bessere Entlohnung könnte also mehr Menschen in die Duale Ausbildung locken. So könnte man endlich dem vielzitierten Fachkräftemangel beikommen. Genau darauf zielt der Koalitionsvertrag von Union und SPD ab. Jeder soll eine gerechte Gegenleistung für seine Arbeit erhalten – auch Auszubildende. Und zwar ab 2020.

Die Gewerkschaften haben den Vorschlag sofort aufgegriffen und eine Mindestvergütung in Höhe von mindestens 80 Prozent des durchschnittlichen Tariflohns aller Berufe empfohlen. Das wären dann gut 600 Euro ab dem ersten Lehrjahr. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller, die den Vertrag in Marathonsitzungen mit ausgehandelt hat, fügt jedoch ein kleines Aber hinzu:

"Man darf natürlich mit einem neuen Gesetz auch nicht über das Ziel hinausschießen. Sondern man muss das angemessen machen und je nach Branche und nach Vereinbarung." Bayerns Sozialministerin Emilia Müller

Besser mehr Leistung als mehr Lohn

Müller spielt damit vor allem auf kleinere Betriebe an, die so eine Art Mindestlohn viel schwieriger umsetzen könnten als große Ketten. Da müsse man die Feinheiten noch ausjustieren, sagt sie. Angela Inselkammer, die Vorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, DEHOGA, findet, dieser Vorschlag setzt an einer völlig falschen Stelle an:

"Wir wollen eigentlich unsere Unternehmer dazu ermutigen, mehr zu leisten für die Auszubildenden. Sie zu fördern, sie mal ins Ausland zu schicken, richtige Weiterbildungen zu machen. Mehr Leistung wäre uns lieber, als sie zu zwingen, mehr zu bezahlen." Angela Inselkammer, Vorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands

Deswegen schlägt Inselkammer eine Art Bonus vor, den die Ausbilder bekommen, wenn sie ihre Lehrlinge fördern. Die Ausbildungsvergütung ist ursprünglich als Taschengeld gedacht. Für alles andere gibt es staatliche Transferleistungen. Immerhin war es noch bis 1969 üblich, seinem Meister Lehrgeld zu bezahlen.

Azubis halten Betrieb aufrecht

Inselkammer argumentiert außerdem, dass das Geld den Azubis gar nicht so wichtig sei. In Umfragen stehen an erster Stelle immer der Wunsch nach einem guten Umfeld und einem sicheren Arbeitsplatz. Und ohnehin dürfe man Lehrlinge nicht wie Angestellte behandeln:

"Ein Auszubildender sollte auch nicht als ein Arbeitnehmer gesehen werden, per se. Sondern ein Auszubildender ist im Betrieb, um ausgebildet zu werden. Und das muss im Mittelpunkt stehen." Angela Inselkammer, die Vorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands

Mit dieser Forderung entfernt sich Inselkammer von der Realität. Fast überall sind Azubis fester Bestandteil der Personal- und Betriebsplanung. Im Steigenberger Hotel in Augsburg zum Beispiel ist ein Viertel aller Mitarbeiter noch in der Lehre. Ohne sie wäre der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten.