Goldbarren (100 Gramm) liegen auf einem Tisch
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US-Präsident Joe Biden strebt ein großflächiges Importverbot für Gold aus Russland an. Doch die Umsetzung ist nicht einfach.

    Goldsanktionen gegen Russland – wie hart träfen sie Putin?

    Auf dem Gipfel der G7-Staaten auf Schloss Elmau hat US-Präsident Biden ein Importverbot für Gold aus Russland angekündigt. Die EU hat sich noch nicht festgelegt. Fraglich ist, wie stark dieser Importstopp Kremlchef Putin treffen würde.

    Russland zählt mit China, Indien und Südafrika zu den wichtigsten Märkten für Gold: Das Edelmetall wird in diesen Ländern entweder in großen Mengen gefördert und gehandelt oder als Devisenreserve zur Absicherung der eigenen Währung eingesetzt. Und sie beteiligen sich nicht an den westlichen Sanktionen gegen Putins Ukrainekrieg.

    Dennoch wollen die G7-Staaten USA, Großbritannien, Japan und Kanada ein Einfuhrverbot für russisches Gold durchsetzen. Das soll verhindern, dass der russische Präsident mit seinen Goldreserven den Krieg in der Ukraine finanziert. Für internationale Börsen und Handelsbanken mag ein solches Embargo bindend sein. Doch gerade beim Gold zählt vor allem die physische Lieferung von Barren, und die bleibt für Putin weiterhin möglich. Auf dem Finanzmarkt, sofern er vom Westen dominiert wird, kann dieses Gold nur durch Umwege etwa über China, Indien oder Südafrika wieder auftauchen. Der Importstopp durch die G7 würde Russlands Goldgeschäfte einschränken und erschweren, aber verhindern lassen sie sich damit nicht.

    Forderung nach Goldembargo nicht neu

    Die G7-Staaten und auch die EU beraten sein längerem schon über ein solches Goldembargo, das als Einfuhrstopp für Gold aus Russland funktionieren soll. Die einfache Rechnung ist, dass Putin für den Krieg in der Ukraine weniger Mittel zur Verfügung stünden, wenn er seine gigantischen Goldreserven dafür nicht verkaufen kann. Aber dafür gibt es viele Wege. Neben Handelsplätzen wie der Londoner Goldbörse lässt sich das Edelmetall zum Beispiel in Indien an die Schmuckindustrie verkaufen, die einen großen Bedarf an physischem Gold hat. Es kann zum Beispiel in Barren per Schiff nach Indien transportiert werden zusammen mit der ganz normalen Ladung.

    Mehr internationale Zusammenarbeit wäre nötig

    Zu Beginn des Ukrainekrieges im März schnellte der Goldpreis nach oben und übersprang die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze (31 Gramm). Das spielte Putin in die Hände; denn er hatte in den vorangegangenen Jahren riesige Reserven anlegen lassen. Seit 2012 ist Russland weltweit auf Einkaufstour und baut die Förderung im eigenen Land aus, so dass die Financial Times den Goldschatz von Moskau inzwischen auf mehr als 2.300 Tonnen schätzt. Zuletzt soll Putin in Venezuela verstärkt gekauft haben, weil auch dieses Land vom internationalen Handel auf Betreiben der USA ausgeschlossen wurde.

    Gold kann im Notfall als Krisenwährung dienen

    Bevor Venezuela der Gold-Bann an den internationalen Märkten traf, gelang es der Regierung von Caracas noch, eine größere Ladung von Barren nach Großbritannien zu verschiffen und an der Londoner Goldbörse zu verkaufen. Seitdem müssen die Geschäfte über inoffizielle Kanäle laufen, was in der Regel einen schlechteren Preis bedeutet. Seit den westlichen Finanzsanktionen gegen Russland ist auch die Regierung in Moskau auf solche direkten Geschäfte angewiesen. Börsen, Banken oder internationale Goldhändler dürfen seitdem keine russischen Barren mehr anfassen, wenn sie nicht riskieren wollen, dafür selbst sanktioniert zu werden. Andererseits ist kaum etwas so gut für einen physischen Tauschhandel geeignet wie eben Gold, das genau aus diesem Grund von vielen Anlegern ja auch gekauft wird.

    Globale Initiative für Goldboykott gegen Russland gegründet

    Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wurde mit der Global Gold Initiative eine Nichtregierungsorganisation (NGO) gegründet, die zu einem Importstopp des Edelmetalls aus Russland auffordert:

    "Da beispiellose Finanzsanktionen den Zugriff auf die meisten seiner Vermögenswerte verhindern, wird Russland wahrscheinlich dazu übergehen, seine 2.300 Tonnen Goldreserven zu liquidieren oder sie für Tausch und Handel zu verwenden." Global Gold Initiative

    Möglicherweise tue die Regierung in Moskau das bereits, so die Global Gold Initiative, und weiter: Es sei wahrscheinlich, dass Russland sein Gold durch die Schmucklieferketten auf den Markt bringen wolle. Die Schmuckindustrie mache einen Anteil von 36,8 Prozent an der weltweiten Goldnachfrage aus. Die Vorräte Russlands wurden zu Beginn des Ukrainekriegs auf etwa 142 Milliarden US-Dollar geschätzt.

    Russland hat auch noch andere Edelmetalle, Diamanten und Seltene Erden

    Daneben verfügt Moskau laut Global Gold Initiative über 650 Millionen Karat an Diamanten sowie über andere Edelmetalle aus der Platingruppe und Silber. Diese sind auch für industrielle Anwendungen wichtig, genauso wie Seltene Erden. Die Dimensionen werden deutlich, wenn man bedenkt, dass Russland der größte Diamantenhersteller ist, weltweit bei der Goldproduktion an dritter Stelle steht und bei allen anderen genannten Rohstoffen eine führende Position einnimmt. Größte Abnehmerländer für diese Bodenschätze bleiben – trotz aller Sanktionen - vor allem China, Indien und andere Schwellenländer. Die können sich anders als die reichen Industrieländer von G7 und EU einen Russlandboykott aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten und sind auf günstige Rohstoffe angewiesen.

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