Von Armutsgefährdung sprechen Sozialwissenschaftler, wenn jemand weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat. In Bayern lag die Schwelle zur Armutsgefährdung zuletzt bei 1.236 Euro im Monat. Und nach Berechnungen des Deutscher Gewerkschaftsbundes (DGB) liegen bei fast vier von fünf Frauen, die in Bayern in Rente gehen, die gesetzlichen Bezüge niedriger. Bei Männern reicht bei rund 43 Prozent die gesetzliche Rente alleine nicht aus, um über die Armutsschwelle zu kommen.
DGB: Rentenniveau muss mindestens 50 Prozent betragen
Beim DGB weiß man, dass viele Ruheständler neben der gesetzlichen Rente auch andere Einkünfte haben, etwa durch Betriebsrenten oder Vermietung. Aber die staatliche Rente müsse eine zentrale Rolle spielen, fordert der DGB. Der Gewerkschaftsbund verlangt deswegen, dass das Rentenniveau, das das rechnerische Verhältnis von durchschnittlichen Renten und Löhnen beschreibt, mindestens 50 Prozent betragen muss, längerfristig 53 Prozent. Derzeit liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent.
- Lesen Sie hier mehr: Von wegen Ruhestand - Immer mehr Ältere arbeiten
Höheres Rentenalter entspräche Rentenkürzung
Eine weitere Anhebung des Rentenalters über 67 Jahre hinaus lehnt der DGB strikt ab. In Bayern sei derzeit nur einer von sieben 65-Jährigen berufstätig. Deswegen sei ein höheres Renteneintrittsalter nichts anderes als eine Rentenkürzung, warnt der bayerische DGB-Landesvorsitzende Bernhard Stiedl.
Kritik an Teilzeit und Minijobs
Ein Grund für niedrige Renten sei Arbeit in Teilzeitstellen und in Mini-Jobs, erklärt der DGB. Nach seiner Datenauswertung hat sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in Bayern zwischen 2005 und 2020 fast verdoppelt - auf 2,2 Millionen. Die Gründe dafür seien vielfältig, erklärt der Gewerkschaftsbund. In vielen Fällen würden die Beschäftigten gerne mehr arbeiten, bekämen von ihren Arbeitgebern aber nicht die Möglichkeit dazu.
Von den Teilzeit- und Mini-Job-Beschäftigten seien die Mehrheit Frauen. Ein Grund dafür liege darin, dass sie sich oft stärker als Männer um die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen kümmern. Es müsse gelingen, hier die Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, fordert die DGB-Landesvizechefin Verena Di Pasquale. Dann werde auch der Abstand zwischen den Renten von Frauen und Männern geringer.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!