In der denkmalgeschützten frisch sanierten "Alten Kranhalle" – in der neuen Bayernhafen-Verwaltung in Aschaffenburg – hat die Geschäftsführung am Mittag zum vergangenen Geschäftsjahr Bilanz gezogen. "Angesichts der multiplen Krisen sind wir eigentlich sehr zufrieden mit dem Jahr 2022", sagte Joachim Zimmermann, der Bayernhafen-Geschäftsführer. Bezüglich der Verkehrsträger gebe es eine unterschiedliche Entwicklung: "Bei der Eisenbahn konnten wir das ohnehin gute Vorjahresniveau halten. In der Schifffahrt, über alle sechs Standorte hinweg, mussten wir Rückgänge hinnehmen, auch zweistellige Rückgänge".
Bayernweit knapp neun Millionen Tonnen an Gütern umgeschlagen
Insgesamt seien an den sechs Standorten Nürnberg, Bamberg, Aschaffenburg, Roth, Regensburg und Passau fast neun Millionen Tonnen Güter per Schiff und Bahn umgeschlagen worden. Ein leichter Rückgang um 1,8 Prozent. Als Gründe führte Zimmermann zu wenig Frachtraum in Bayern an, weil viele Schiffe auf dem Rhein Kohle transportierten oder Getreide aus der Ukraine für den Weltmarkt evakuierten. Hinzu kamen Niedrigwasserphasen auf Rhein und Donau. Die Nachfrage nach Schifffahrt habe man leider nicht befriedigen können.
Zuwächse in Nürnberg und Aschaffenburg
Standorte wie Nürnberg und gerade Aschaffenburg, die intensiv in die Kohle-Logistik eingebunden waren, konnten dagegen sogar ein leichtes Plus erzielen. Bei der Jahresbilanz sagte die Aschaffenburger Betriebsleiterin Anja Bokeloh im Gespräch mit BR24: "Wir konnten insgesamt knapp 1,4 Millionen Tonnen umschlagen und das über die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiff und Bahn – unter anderem auch Kohle, was uns überrascht hat, da wir davon ausgingen, dass Kohle rückläufig ist. Hat uns natürlich geholfen. Ansonsten werden hier Güter umgeschlagen wie Sande, Kiese, Holz."
Bayernhafen investiert 13 Millionen Euro in Standort Aschaffenburg
Mehr als 13 Millionen Euro investiert die bayernhafen GmbH in den Standort Aschaffenburg und seine Infrastruktur wie Gleise und Kaianlagen. Sein Unternehmen habe bereits im vergangenen Jahr Investitionen in Höhe von 46 Millionen Euro in die bayernweite Hafeninfrastruktur über mehrere Jahre angestoßen. In diesem Jahr kämen weitere 28 Millionen Euro hinzu.
Klimaschutz-Aspekt: Verlagerung von Lkw auf Schiff und Bahn
Die umweltfreundlicheren Verkehrswege Wasser und Schiene leisteten beim Klimaschutz einen wichtigen Beitrag, sagte Bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann. Häfen seien flexible Logistikdrehscheiben. Überraschend sei man mit einem Boom im Kohletransport konfrontiert gewesen. Bokeloh verdeutlichte: Was den Aschaffenburger Hafen angeht, so wurden fast 80.000 Lkw-Fahrten durch die Verlagerung auf Schiff und Bahn gespart. Macht Bokeloh zufolge eine Einsparung von 50.000 Tonnen CO2.
Aufruf: Infrastruktur muss funktionsfähig bleiben
Wenn außerdem Sturm im Spessart herrsche, müssten große Mengen Holz abtransportiert werden. Insofern brauche es da eine verlässliche Infrastruktur. "Da müssen wir gerade schmerzlich feststellen, dass sowohl schienen- als auch wasserseitig Defizite da sind", heißt es von Geschäftsführer Joachim Zimmermann. Es sei jetzt erstmalig schmerzlich bewusst geworden, wie sehr die Versorgungssicherheit davon abhängt. "Gleichzeitig brauchen wir auch ein Bekenntnis der verladenden Industrie, dass sie auf die Verkehrsträger Binnenschiff und Eisenbahn setzen, indem man dort langfristige Kontrakte vergibt", sagte Zimmermann.
Daher sieht er die Politik beim Erhalt der Infrastruktur in der Verantwortung – sowohl was die Verkehrswege Wasser und Schiene als auch Straße anbelangt. Es brauche ein klares Bekenntnis zu den Häfen und keine alternativen Nutzungsmöglichkeiten wie Wohnen am Wasser.
Ein Greifarm im Aschaffenburger Bayernhafen
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