Bäckereien verkleinern ihr Sortiment, mittlere Betriebe denken über monatsweise Schließungen nach und jedes fünfte Unternehmen befasst sich aktuell mit dem Gedanken, seine Produktion ins Ausland zu verlagern - dorthin, wo die Energiepreise günstiger sind. Das legen bundesweite Zahlen der Industrie- und Handelskammern nahe.
Kammern: Umlage ist der falsche Weg
Um eine drohende Abwärtsspirale zu verhindern, hätte die Regierung nicht alle Unternehmen mit neuen Bürokratie- und Kostenauflagen in die Verantwortung nehmen dürfen, kritisiert der Handwerkskammer-Vorsitzende. Stattdessen hätte man direkt die Energieversorger stützen müssen, so wie die Bundesregierung es bei Uniper gemacht hat.
"Weil man mit einer direkten Förderung schneller, direkter helfen kann. Und nicht mit einer Umlage. Mit einer Umlage kann keiner mehr kontrollieren: Bereichert sich der Staat? Mit Steuern?“ Franz Xaver Peteranderl, Handwerkskammer für München und Oberbayern
Auch bei der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern ist man der Überzeugung, dass die Gasumlage die Wirtschaft möglicherweise überlastet. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Peter Kammerer fürchtet eine Reihe von Insolvenzen. Gleichzeitig sagt er:
"Natürlich ist der Winter zu retten. Wir müssen nur alle zusammenhalten." Peter Kammerer, IHK München und Oberbayern
Sozialverbände warnen eindringlich, dass Menschen mit geringem Einkommen durch die Umlage in Schwierigkeiten geraten. Auf mehrere hundert Euro Zusatzkosten für einen Durchschnitts-Haushalt summiert sich die Gasumlage, mit der die Bundesregierung die Energieversorger stützen wird.
Sozialverbände: Gasumlage überfordert ärmere Haushalte
Ärmere Haushalte könnten das nicht schultern, warnt auch der Paritätische Gesamtverband. Nach Ansicht des Wohlfahrtsverbandes drohen Gassperren und eine Armutsspirale. Der Paritätische fordert deshalb gezielte Entlastungen für einkommensschwache Haushalte, unter anderem durch höhere Hartz-IV-Sätze und mehr Wohngeld. Damit dürfe die Bundesregierung nicht bis nächstes Jahr warten, heißt es vom Paritätischen.
Auch der Sozialverband VdK fordert eine schnelle Erhöhung des Wohngeldes. Außerdem müsse jeder Haushalt ein Wärmekontingent von 10.000 Kilowattstunden erhalten, für das ein fairer Preis gelten soll, fordert der VdK – das entspricht etwa dem Durchschnittsverbrauch einer 70-Quadratmeter-Wohnung. Außerdem müsse die Regierung Wege finden, um die Energiepreispauschale von 300 Euro auch an Rentner zu zahlen, heißt es vom VdK. Bisher ist die Auszahlung an die Einkommenssteuer gekoppelt, was eine große Zahl von Rentnern durchs Raster fallen lässt.
Die Verbraucherzentralen fordern von der Bundesregierung, sie dürfe die Gasumlage nicht auf den Weg bringen, bevor nicht auch weitere Entlastungen für die Bürger beschlossen sind.
- Zum Artikel: Energiepreispauschale: Das müssen Sie wissen

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