Kraftwerk von Uniper
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Kraftwerk von Uniper

    Gasknappheit: Krisentreffen im Kanzleramt

    Noch ist unklar, was passiert, wenn die Wartung der Gaspipeline Nordstream 1 abgeschlossen ist. Im Kanzleramt wurden heute verschiedene Szenarien diskutiert, wenn Russland kein Gas mehr liefern sollte. Thema war auch die Rettung eines Gasimporteurs.

    Die finnische Europaministerin Tytti Tuppurainen war mit einer Delegation nach Berlin gereist, um über die Rettung von Uniper zu beraten – Deutschlands größtem Gashändler, der viele deutsche Stadtwerke beliefert, vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Bayern. Wegen der Kürzungen der Gasmengen aus Russland droht Uniper Pleite zu gehen. Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt und Kanzleramts-Staatssekretär Jörg Kukies wollten zusammen mit den Finnen die nächsten Schritte ausloten.

    Sorgenkind Uniper

    Die Finnen sind der Meinung, dass Deutschland sich an der Rettung des Konzerns beteiligen soll. Obwohl das Unternehmen zu 51 Prozent dem finnischen Staat gehört, allerdings sind die Finnen nicht so stark auf russisches Gas angewiesen wie die Deutschen. Helsinki hat bereits Anfang des Jahres dem Mutterkonzern von Uniper eine Finanzspritze in Höhe von acht Milliarden Euro zugeschossen und findet, dass das ausreicht. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht das anders. Er will, dass die Finnen sich mit weiteren Hilfen beteiligen.

    Sein Ziel ist es auch, dass Uniper die hohen Gaspreise möglichst nicht an die deutschen Kunden eins zu eins weitergibt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte vor einigen Tagen signalisiert, dass die Bundesregierung entschlossen sei, Uniper zu helfen. Dafür müssten aber Gespräche geführt werden. Das vertrauliche Treffen mit der finnischen Regierungsdelegation im Kanzleramt dürfte Teil dieses Austauschs sein. Für konkrete Lösungen ist es aber noch zu früh, heißt es aus Regierungskreisen.

    Preise fürs Heizen könnten sich verdreifachen

    Ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand auch das Treffen von Kanzleramtsminister Schmidt mit Vertretern der Bundesländer und dem Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller statt. Die Frage, die alle umtreibt, ist, ob nächste Woche wieder Gas durch die russische Pipeline Nordstream fließt oder nicht.

    Wie auch immer: Sicher ist nur, dass Heizen teurer wird. Gaskunden müssen mit doppelten oder sogar dreifachen Rechnungen rechnen. Netzagenturpräsident Müller sagte im Interview mit den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: "Wer bisher 1.500 Euro für Gas pro Jahr gezahlt hat, könnte im kommenden Jahr 4.500 Euro oder mehr zahlen müssen." Müller rief zur Vorsorge auf. Sein Ratschlag lautet, monatlich am besten Geld zurücklegen, idealerweise auf ein Sonderkonto und die Heizung optimal einstellen lassen. Und eine beruhigende Nachricht hat Müller noch für die Bevölkerung: Das Szenario, beim dem gar kein Gas mehr bei den Menschen zuhause ankommt, hält er für sehr unwahrscheinlich.

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