München ist kurz davor, Frankfurt den Rang abzulaufen als Deutschlands Finanzplatz Nummer eins. Das zeigt der Global-Financial-Centres-Index, der als wichtigster Vergleichstest für internationale Finanzplätze gilt. Bis vor der Finanzkrise 2008 lag Frankfurt in Europa gleichauf mit London an der Spitze. Danach folgte der Abstieg. Vom Brexit etwa profitierten auf dem europäischen Festland vor allem Amsterdam, Dublin und Paris. Nur 3.500 Banker kamen aus London nach Frankfurt.
Finanzplatz München: Versicherungsriesen Allianz und Munich Re als Antreiber
In München punktet der Standort weniger mit Bankern als mit der wachsenden Bedeutung von Versicherungskonzernen wie Allianz und Munich Re, aber auch mit seiner Start-up-Gründerszene. So kommt es, dass München im Rating für Fintech (Financial Technology) aus der gleichen Index-Familie noch vor Frankfurt und Berlin genannt wird. Wenn es um nachhaltige Finanzgeschäfte geht, hat München die Mainmetropole schon hinter sich gelassen – und zwar im Green Financial Rating.
Bei neuen Technologien und Digitalisierung kommt München im Smart Centres Rating direkt nach Frankfurt und Paris. Smart Centres sind Standorte, an denen sich High-Tech-Firmen gehäuft ansiedeln. Die Ratings werden zweimal im Jahr durchgeführt und brachten dem bayerischen Finanzplatz zuletzt immer bessere Bewertungen.
Finanzplatz München Initiative: Bayern beliebt bei Unternehmen
Das hat auch einen ganz realen Hintergrund. So kann die Finanzplatz München Initiative (FPMI), ein Zusammenschluss von rund 50 Unternehmen, auf viele erfolgreiche Ansiedlungen am Standort verweisen. Dies zeige sich schon in der Tatsache, dass viele herausragende Unternehmen ihren Hauptsitz in München und in Bayern hätten, schreibt FPMI-Sprecher Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börse AG.
Zu nennen sind beispielsweise Allianz, Generali, Munich Re, Versicherungskammer Bayern, Nürnberger Versicherungsgruppe und HUK-Coburg in der Assekuranz sowie die HypoVereinsbank als Teil von UniCredit oder die BayernLB.
Auch Fintechs und Start-ups in München angesiedelt
Bei den jüngeren Unternehmen sticht Scalable Capital hervor, das nach eigenen Angaben der größte digitale Vermögensverwalter in Europa ist. Neben Versicherungen und Banken geht es in München vor allem um Vermögensverwaltung, die Finanzierung von Risikokapital für Start-ups und andere, sowie Lösungen für Leasing und Factoring.
Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen gegen seine Kunden fortlaufend an ein Factoring-Institut. Dabei sei der Finanzplatz München über die gesamte Branche hinweg sowohl in der Breite als auch in der Spitze äußerst gut aufgestellt, so Schmidt.
Bayerns Banken und Sparkassen: Insgesamt 100.000 Mitarbeiter
Betrachtet man Bayern als Ganzes mit seinem Schwerpunkt München als Finanzplatz, kommt man auf mehr als 350 Kreditinstitute, die rund 100.000 Mitarbeiter beschäftigen. Dazu zählen rund 200 Genossenschaftsbanken (wie die Volks- und Raiffeisenbanken) und 63 Sparkassen mit einer Landesbank und einer Förderbank sowie 90 Privatbanken. Gemeinsam stehen sie im Freistaat für ein Kreditvolumen von mehr als 500 Milliarden Euro.
Größte internationale Vermögensverwalter: Deutschlandsitz in München
Bei den Vermögensverwaltern sind nicht nur Allianz Global Investors und die MEAG von der Munich Re zu nennen, sondern auch die State Street Bank International, deren deutsche Tochter hier zu den Spitzenreitern zählt. Andere international bekannte Asset Manager (Vermögensverwalter) in München sind die Deutschland-Töchter von Amundi, Assenago oder Blackrock, der weltweit größten Beteiligungsgesellschaft. Bekannt wurde Blackrock hierzulande auch als früherer Arbeitgeber des CDU-Politikers Friedrich Merz.
Dieser Artikel ist erstmals am 05.08.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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