Die Finanzaufsicht BaFin registriert immer mehr Beschwerden über Banken und Finanzinstitute. 2022 stieg die Zahl der Reklamationen um ein Fünftel auf 15.000, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Erhebungen der Bafin zitiert. Verbraucher beklagten sich demnach am häufigsten über Kontosperrungen oder -schließungen, Probleme mit Karten und über zivilrechtliche Fragen. Auch Verbraucherschützer berichten von zunehmenden Anfragen und einer Verunsicherung der Kunden etwa wegen der Turbulenzen um die Schweizer Großbank Credit Suisse.
Stuttgarter Verbraucherzentrale registriert Plus bei Nachfragen
Auch Niels Nauhauser, Experte für Banken und Altersvorsorge in der Stuttgarter Verbraucherzentrale, sieht eine zunehmende Skepsis der Kunden. "Allein die Tatsache, dass Verbraucher uns immer mehr anfragen und unseren Rat suchen, ist Beweis genug, dass sie den Instituten nicht ganz vertrauen", so der Fachmann. Seine Kollegen aus anderen Bundesländern erstritten Urteile gegen einseitige Zinsanpassungen bei Prämiensparverträgen, nicht nachvollziehbare Nachhaltigkeitsversprechen in der Geldanlage oder Änderungen in den Geschäftsbedingungen ohne explizite Zustimmung der Kunden.
Gerade die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) vom April 2021, wonach die Kontogebühren nicht ohne explizite Einwilligung der Kunden erhöht werden können, sind den Geldhäusern ein Dorn im Auge. Vor der BGH-Entscheidung reichte es aus, den Kunden über bevorstehende Änderungen der Geschäftsbedingungen zu informieren und wenn dieser nicht widersprach, galten diese als angenommen.
Deutsche Kreditwirtschaft glaubt nicht an Vertrauensverlust
Die Deutsche Kreditwirtschaft, die Interessenvertretung der hiesigen Finanzinstitute, sieht hingegen auch nach den jüngsten Bankenturbulenzen keinen Vertrauensverlust. "Der deutsche Bankenmarkt ist äußerst stabil und robust", erklärt ein Sprecher auf Anfrage. "Wie in jeder Branche, die Dienstleistungen im Massengeschäft anbietet, gibt es Fälle, in denen es Meinungsverschiedenheiten zwischen Kunde und Bank vorkommen." Man selbst sehe seit 2021 aber eine rückläufige Zahl von Beschwerden.
Nur rund zwei Drittel der Deutschen vertrauen Banken
Eine Umfrage des Beratungsunternehmens EY belegt jedoch: 31 Prozent der Deutschen haben wenig oder kein Vertrauen in die Finanzbranche. Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern sieht dabei vor allem die Finanzinstitute in der Pflicht. Die Vertrauenskrise sei auch dem Umstand geschuldet, dass die Branche immer wieder die Bedingungen zu ihren Gunsten angepasst habe, so Straub.
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