Eine Frau steht mit Maske in einem geschlossenen Restaurant und telefoniert.
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13,7 Milliarden Euro Hilfsgelder flossen in die bayerische Wirtschaft. Davon fast 40 Prozent ins Gastgewerbe.

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Erstaunlich gut bewältigt: Bayerns Wirtschaft zieht Corona-Fazit

Die Corona-Pandemie führte viele Unternehmen in die Krise. Vor allem im Handel mussten Tausende Geschäfte schließen – und auch der Tourismus, Hotels und Gaststätten waren stark betroffen. Insgesamt fällt die Bilanz aber gar nicht so negativ aus.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Viele Betriebe seien während der Corona-Pandemie noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Diese Bilanz zieht Bernd Ohlmann, der Sprecher des Handelsverbands Bayern. Vor allem die staatlichen Hilfen und der erleichterte Zugang zur Kurzarbeit hätten den Betrieben sehr geholfen.

Dennoch mussten deutlich mehr Händler als sonst ihre Läden schließen. Während der Pandemie seien es mehr als 2.000 im Jahr gewesen, normalerweise würden um die 800 aufgeben. Das zeige die Wucht, mit der die Corona-Pandemie den Handel in Bayern getroffen habe. Viele Händler hätten durch die Krise aber auch dazugelernt und zum Beispiel den Online-Handel häufig ausgebaut.

Bayern: Keine hohen Insolvenzen im Gastgewerbe

Thomas Geppert, Geschäftsführer des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, spricht von der größten Krise für seine Branche seit über 70 Jahren. Letztlich mussten nach Angaben des Verbands aber nur wenige Betriebe aufgeben. Mehr Insolvenzen als in normalen Zeiten würden nicht erwartet. Genaue Zahlen gibt es noch nicht. Viele Wirte hätten aber ihre privaten Rücklagen aufgebraucht und von den Corona-Hilfen profitiert.

Nach Angaben des bayerischen Wirtschaftsministeriums flossen insgesamt 13,7 Milliarden Euro Hilfsgelder in die bayerische Wirtschaft. Davon gingen fast 40 Prozent ins Gastgewerbe.

Wirtschaftsministerium zieht insgesamt positive Bilanz

Die Corona-Krise sei erstaunlich gut bewältigt worden. Diese Bilanz zieht Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Es seien zeitweise 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit gewesen: "Die große Sorge war, dass viele von denen direkt in die Arbeitslosigkeit marschieren", sagt Aiwanger. Eine Befürchtung, die nicht eingetreten ist.

Einen gelungenen Neustart nach den Corona-Jahren sieht das Wirtschaftsministerium vor allem im Tourismus. Hier habe man zum Teil an die Vor-Corona-Übernachtungszahlen von 2019 anknüpfen können. Allerdings würden den Umsätzen heute deutlich höhere Kosten gegenüberstehen als vor drei Jahren. Vor allem wegen der enorm gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel. Diese könnten nur teilweise an die Gäste weitergereicht werden. Für viele Betriebe sei deshalb 2023 wahrscheinlich das dritte Verlustjahr in Folge. Auch im innerstädtischen Handel habe die erhoffte Erholung im vergangenen Jahr aufgrund des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise nur teilweise stattgefunden.

Rückzahlung von Wirtschaftshilfen

Bilanz zieht das bayerische Wirtschaftsministerium im Moment auch wegen der Corona-Soforthilfen, die zu Beginn der Pandemie ausgezahlt wurden. Stichproben ließen auf eine erhebliche Zahl an Empfängern schließen, die rückblickend zu hohe Hilfszahlungen bekommen hätten.

Auch die IHK München prüft, ob bei staatlichen Hilfsprogrammen zu hoch abgerechnet wurde, so Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Industrie- und Handelskammertags. Solche Abrechnungen müssten sein. Die IHK plädiere aber für höhere Freigrenzen. Zurzeit müsse noch jeder Fall in die Hand genommen werden, bei dem die Abweichung mehr als 250 Euro betrage. Ein hoher Aufwand an Bürokratie. Allein die IHK München, als der Bewilligungsstelle für Corona Hilfsgelder in Bayern, hatte es in den vergangenen drei Jahren mit rund 455.000 Anträgen auf staatliche Unterstützung zu tun.

Corona-Pandemie hat Wirtschaft verändert

Auch der Bayerische Industrie- und Handelskammertag bilanziert eine überraschend schnelle Erholung vieler Betriebe nach dem Ende der Corona-Beschränkungen. Die Unternehmen hätten erfolgreich auf die Krise reagiert. Die befürchtete Insolvenzwelle sei zum Großteil ausgeblieben, vor allem wegen der Corona-Hilfen.

Die Pandemie hat laut dem Verband allerdings Veränderungen ausgelöst und Trends beschleunigt, die bis heute anhalten. So würden etwa inhabergeführte Betriebe schneller aufgegeben, falls die Nachfolge nicht geregelt ist. Personalprobleme und hohe Energiepreise verschärften diese Entwicklung sogar noch. Positiv sei dagegen die Digitalisierung von Geschäftsmodellen, die während der Pandemie etwa im Handel vorangetrieben wurde.

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