Erntezeit auf dem Spargelhof Karl in Gachenbach, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
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Erntezeit auf dem Spargelhof Karl in Gachenbach, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

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Je schneller, desto besser: Ernten mit der Spargelspinne

Die Spargelzeit hat begonnen, jetzt muss es schnell gehen: Die körperlich anstrengende Ernte übernehmen Saisonarbeitskräfte, meistens aus Osteuropa. Auf einigen Höfen bekommen sie maschinelle Unterstützung von sogenannten Spargelspinnen.

April im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Spargelzeit, Hochsaison. Florin Ghighias aus Rumänien kommt schon seit Jahren als Erntehelfer auf den Hof der Familie Karl. Ghighias ist körperlich fit, gut gelaunt, macht seine Arbeit routiniert. Er sieht genau, wenn auf dem Erddamm ein paar Risse sind, weil sich darunter eine Spargelstange durchbohren will.

Erst mit der Hand freilegen, dann mit dem Spargelstecher abschneiden und auf die richtige Länge kürzen. Anstrengend ist es für Ghighias vor allem deshalb, weil der Spargel unter Folien wächst: Die erste hält das Licht ab, damit die Stangen weiß bleiben. Die zweite ist durchsichtig und soll – wie ein Gewächshaus – den Boden aufheizen, damit der Spargel früher geerntet werden kann. Wenn er mit der klassischen Methode arbeitet, müsse er die Folien Stück für Stück erst aufdecken, dann den Spargel ernten und wieder zudecken, erklärt Ghighias auf Deutsch. Die Erntekiste muss er immer mit sich herumschleppen und ans Ende einer Reihe tragen, wenn sie voll ist. Dabei muss er viel hin und her laufen und sich häufig bücken. Eine ziemliche Plackerei.

Auf den allermeisten Höfen wird der Spargel auf diese mühselige Art und Weise per Hand geerntet. Dem Spargelerzeugerverband Südbayern zufolge schafft jede Arbeitskraft so im Schnitt zehn bis zwölf Kilogramm pro Stunde.

Folien anheben ist die größte Erleichterung

Aber Florin Ghighias' Chef, der Spargelwirt Roman Karl setzt Maschinen ein, die die Ernte einfacher und effizienter machen sollen. Schon vor 15 Jahren haben die Karls sogenannte "Spargelspinnen" gekauft, als sie sie auf einer Messe gesehen haben. "Schon damals was es schwierig, geeignete Leute für die Spargelernte zu bekommen", sagt Karl. Das ist heute immer noch so. Und die Maschinen versprachen die gleiche Ernte in weniger Zeit, also mit weniger Personal. Die Karls haben’s ausprobiert – und die Spargelspinnen bewähren sich bis heute.

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Florin Ghighias bei der Spargelernte

Das Prinzip: Das akkubetriebene Gerät fährt bei der Ernte neben den Arbeitern her. Es hebt die beide Folien an, die über die Reihen gespannt sind. Das sei die größte Erleichterung, so Karl. Die Maschine macht das komplett automatisch. Unter dem Gestell können Spargelstecher dann bequem die Stangen ernten und in Kisten legen, die auf einer Ablagefläche mitfahren. Kein Schleppen mehr, keine Rückschmerzen mehr.

Florin Ghighias bestätigt, dass er viel lieber mit der Spinne arbeitet als ohne. Kompliziert wird es nur am Ende einer Reihe, weil da die Folien neu eingespannt werden müssen. Hier muss er erst den Erddamm freilegen, mit der Spargelspinne reinrangieren und sowohl die schwarze, als auch die durchsichtige Folie einfädeln. Das kostet Zeit. Damit die Maschinen möglichst selten wenden müssen, haben die Karls besonders lange Reihen auf ihren Feldern angelegt. Unter 200 Metern würde es sich nicht lohnen.

Trotzdem ist Roman Karl darauf angewiesen, dass sich das Personal auskennt: "Wir haben feste Leute, die sich nur um die Maschinen kümmern und mir auch mitteilen, wenn mal etwas kaputt ist."

Nicht für alle Spargelbauern rentabel

Weniger Lohnkosten bei gleicher Ernte: Mit Maschine schaffen die Erntehelfer durchschnittlich 15 bis 18 Kilo Spargel in der Stunde. Wenn in diesem Jahr wie geplant der Mindestlohn auf zwölf Euro steigt, rentieren sich die Spargelspinnen deshalb umso mehr, sagt Karl.

Obwohl es laut Spargelerzeugerverband zudem immer schwieriger wird, genügend Saisonarbeitskräfte zu finden, setzen nur die allerwenigsten Betriebe Spargelspinnen ein. Denn zusätzlich zu Anschaffungs-, Strom- und Wartungskosten müssen sich die Erntehelferinnen und Erntehelfer eben um die Maschinen kümmern und sich mit der Handhabung auskennen. Dem Spargelhof Karl kommt da zugute, dass die meisten Arbeiter Saison für Saison die gleichen bleiben. Auch Florin Ghighias will nächstes Jahr wiederkommen. Er habe hier einen guten Chef, sagt er. Und mit dem Prinzip Spargelspinne ist er inzwischen bestens vertraut.

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