Strommasten (Symbolbild)
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Energiewirtschaft: Strompreisbremse bis Januar nicht umsetzbar

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Versorger: Strompreisbremse im Januar "nicht zu schaffen"

Die Energiebranche hält die Strompreisbremse bis Januar nicht für umsetzbar. Für Millionen Kunden neu abzurechnen, das sei frühestens ab März möglich. Eine Alternative sei ein weiteres Energiegeld.

Die von der Bundesregierung geplante Einführung der Strompreisbremse zum Januar ist aus Sicht der Energiebranche nicht zu schaffen. Es handele sich um ein komplexes System, in dem Millionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern mit einer Vielzahl unterschiedlicher Tarifgestaltungen richtig abgerechnet werden müssten, sagte die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae. "Es geht nicht darum, wie bei einem Radio die Lautstärke und die Klangfarbe zu regeln. Sondern es muss eine umgebaute Stereoanlage für einen Massenmarkt mit 40 Millionen Haushalten entwickelt werden."

Energieversorger: 1. Januar "zeitlich völlig unrealistisch"

Standardisierte Programme müssten bei Hunderten Unternehmen komplett umprogrammiert werden. Dafür brauche es entsprechende Experten, die auch nur begrenzte Kapazitäten hätten. Dies gelte auch für die Gaspreisbremse.

Der 1. Januar sei "zeitlich völlig unrealistisch", so Andreae. Schließlich trete das Gesetz erst kurz vor Weihnachten in Kraft. Auf den Weg gebracht werden solle es am 17. November und eine Kontingentlösung für Strom ab 1. Januar 2023 und eine Abschöpfung über Mehrerlöse beinhalten.

IT-Lösungen für Entlastung noch nicht vorhanden

Auch der Stadtwerkeverband VKU erklärte, eine Einführung der Strompreisbremse zum 1. Januar sei nicht umsetzbar. "Diese Ankündigung hat bei denen, die es umsetzen sollen, helles Entsetzen ausgelöst", sagte Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. "So sehr wir verstehen, dass die Entlastungen schnell greifen sollen, so sehr muss der Blick fürs technisch Machbare geschärft werden: Es gibt noch kein Regelwerk oder fertige IT-Lösungen, die das abbilden."

Wenn die Preisbremsen aus vorher bekannten technischen Gründen scheitern sollten, dann schädige das zuvorderst die Glaubwürdigkeit staatlichen Krisenmanagements. Die Politik dürfe nicht das Blaue vom Himmel versprechen. "Sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert." Der früheste realistische Termin sei der 1. März.

Alternative: Nochmal Energiegeld

BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae schlug statt den Preisbremsen "einfache pragmatische Lösungen" wie eine weitere Auszahlung eines Energiegeldes im Januar vor. Das sei bereits erprobt. Der Bund könne auch analog zum Gas-Dezemberabschlag eine Strom-Abschlagszahlung übernehmen.

Stadtwerke München erhöhen Strompreis um mehr als 120 Prozent

Unterdessen erhöhen die Stadtwerke München ihre Strompreise ab 1. Januar um 122,7 Prozent. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 2.500 Kilowattstunden im Jahr müsste dafür dann 1.676 Euro zahlen statt derzeit 753 Euro, teilten die Stadtwerke (SWM) am Donnerstag mit.

Grund für die Preiserhöhung seien die hohen Handelspreise, gestiegene Entgelte für die Netzbetreiber und die höhere gesetzliche Umlagen. Die SWM sind der Grundversorger in der Landeshauptstadt, haben aber einen bundesweiten Vertrieb.

Sportminister: Gas-und Strompreisbremse gilt für Vereine

Die Sportvereine können aufatmen: Die Bundesregierung stellte klar, dass die Vereine des organisierten Sports von der Gas- und Strompreisbremse profitieren sollen. Das teilte die Sportministerkonferenz am Donnerstag in Mainz mit. Der aktuelle Beschluss des Bundeskanzlers mit den Regierungschefs der Länder vom Mittwoch zur Energiepreisbremse gelte ausdrücklich auch für Vereine, und damit auch für die Sportvereine, hieß es in einer Mitteilung.

40 Cent pro Kilowattstunde angepeilt

Die Bundesregierung plant, dass für Strom für Haushalte wie bei der Gaspreisbremse ein Grundkontingent von 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs für einen Brutto-Preis von 40 Cent je Kilowattstunde bereitgestellt werden soll.

Zur Mitfinanzierung der Strompreisbremse sollen "Zufallsgewinne" von Unternehmen auf dem Strommarkt rückwirkend ab 1. September abgeschöpft werden. Das betrifft etwa Produzenten von Ökostrom aus Wind und Sonne, die zuletzt von hohen Preisen an der Börse profitiert haben. Hintergrund sind stark gestiegene Gaspreise und der Mechanismus zur Preisbildung auf dem Strommarkt.

Mit Informationen von dpa und AFP.

Die Strompreisbremse. Unternehmen bangen um ihre Zukunft:

Die Strompreisbremse: Unternehmen bangen um ihre Zukunft
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Die Strompreisbremse: Unternehmen bangen um ihre Zukunft

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