Im Prozess um Betrugsvorwürfe von Investoren gegen Tesla-Chef Elon Musk ist der Tech-Milliardär selbst in den Zeugenstand gerufen worden. Viel kam dabei aber zunächst nicht heraus: Rund eine halbe Stunde nach Beginn der Befragung Musks durch den Anwalt der Kläger vertagte sich das Gericht am Freitag auf Montag.
Gelogen? Geflunkert? Oder was?
In dem Verfahren geht es um Musks Tweets vom August 2018, in denen er überstürzt verkündete, er wolle die Elektroautofirma von der Börse nehmen und habe die Finanzierung dafür gesichert. Später stellte sich heraus, dass es keine verbindlichen Zusagen von Investoren gab. Darauf stützen die Anleger ihre Sammelklage gegen Musk und den Tesla-Vorstand. Die falschen Tweets hätten Kursschwankungen ausgelöst, durch die sie Geld verloren hätten, argumentieren sie.
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Musk schiebt Schuld auf Zeichenbegrenzung bei Twitter
Die kurze Zeit im Zeugenstand am Freitag erlaubte einige Einblicke in Musks Verteidigungslinie. So beharrte er darauf, dass die auf 240 Zeichen begrenzte Länge der Twitter-Nachrichten keine detaillierten Erklärungen zulasse. Sein Anwalt hatte bereits im Eröffnungsplädoyer erklärt, dass der Satz "Finanzierung gesichert" nur auf eine unglückliche Wortwahl unter Zeitdruck zurückzuführen sei, Musk aber etwas anderes gemeint habe. Der Anwalt der Kläger erinnerte den Tesla-Chef in der Befragung daran, dass er auch auf Twitter korrekte Angaben über sein Unternehmen machen müsse.
Aktie war nach Tweet um zehn Prozent gefallen
Gleichzeitig versuchte Musk, einen Einfluss seiner Tweets auf Investoren generell in Frage zu stellen. "Nur weil ich etwas twittere, heißt das nicht, dass die Leute es glauben oder danach handeln", sagte er. So habe er einmal auf Twitter geschrieben, dass er die Tesla-Aktie für zu teuer halte - und der Kurs sei daraufhin weiter gestiegen, so Musk. Tatsächlich war die Aktie an jenem Tag im Mai 2020 nach Musks Tweet zunächst um mehr als zehn Prozent gefallen, bevor sie wieder anstieg.
Musk mit "Erinnerungslücken"
Der Anwalt der Kläger verwies zudem darauf, dass Vertraute Musk im Juli 2018 geraten hätten, weniger oder gar nicht mehr zu twittern. Der 51-Jährige gab zunächst an, sich daran nicht erinnern zu können. Nachdem er aber "zur Auffrischung des Gedächtnisses" entsprechende Aussagen der Vertrauten vorgelesen bekommen habe, habe er dies nicht mehr bestritten. Es sei offensichtlich, dass er sich nicht daran gehalten habe, sagte Musk.
Geschworene müssen am Ende entscheiden
Richter Edward Chen hatte bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass Musks Angaben in den Tweets nicht der Wahrheit entsprächen. Die Geschworenen werden im Prozess darauf hingewiesen, müssen aber beurteilen, ob die Aussagen für Investoren relevant waren - und ob sie ihnen geschadet haben, weil sie sich darauf verlassen haben. Sie müssen auch entscheiden, ob Musk sich bewusst war, dass er falsche Aussagen machte.
Tweets haben Musk bisher 20 Millionen Dollar gekostet
Die Tweets hatten Musk und Tesla bereits heftigen Ärger eingebracht. Der 51-Jährige und das Unternehmen zahlten nach Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC wegen Irreführung von Anlegern jeweils 20 Millionen Dollar Strafe. Zudem musste Musk den Vorsitz im Verwaltungsrat abgeben und sich verpflichten, potenziell kursrelevante Tweets von Tesla absegnen zu lassen.
Mit Informationen von dpa
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