In immer mehr Einkaufsstraßen in Deutschland hinterlässt das Ladensterben unübersehbare Spuren.
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In immer mehr Einkaufsstraßen in Deutschland hinterlässt das Ladensterben unübersehbare Spuren.

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Einkaufsstraßen in der Krise: Das Ladensterben geht weiter

In Innenstädten gibt es immer weniger Läden. Laut einer Prognose werden in diesem Jahr 9.000 weitere Geschäfte in Deutschland schließen. Der Handelsverband nimmt die Kommunen in die Pflicht.

Über dieses Thema berichtete BR24 am .

Verschlossenen Ladentüren, verklebte Schaufenster und abmontierte Leuchtreklamen: In immer mehr Einkaufsstraßen in Bayern hinterlässt das Ladensterben unübersehbare Spuren. Beispiel: In der Breiten Gasse in Nürnberg steht das ehemalige Shopping-Zentrum City Point schon seit Längerem leer. In Kempten befürchtet man das Gleiche, wenn Galeria-Kaufhof Anfang 2024 schließt.

"Stirbt der Handel, stirbt die Stadt"

Die Aussichten sind also eher düster, prognostiziert auch der Handelsverbandes Deutschland (HDE). Demnach werden allein in diesem Jahr rund 9.000 weitere Geschäfte aufgeben. Oft, weil die sinkende Kaufkraft der Menschen und die steigenden Kosten eine Weiterführung unattraktiv machen. Damit bleiben bundesweit - abgesehen von Kleinstbetrieben - laut HDE noch 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

Angesichts der Zahlen der letzten Jahre müssen in allen Innenstädten und bei der Politik alle Alarmglocken läuten. Denn ohne erfolgreichen Einzelhandel haben die Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven", warnte HDE-Präsident Alexander von Preen. Die zunehmenden Leerstände in vielen Innenstädten machten Standorte unattraktiver und gefährdeten weitere Unternehmen, warnte er. "Stirbt der Handel, stirbt die Stadt."

Vor allem Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien betroffen

Tatsache ist: Die Zahl der Läden in Deutschland schrumpft schon seit geraumer Zeit. Besonders stark war der Rückgang in den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 bis 2022, als die Zahl der Geschäfte pro Jahr um 11.000 zurückging. Doch auch in den Vorkrisenjahren 2015 bis 2019 machten jährlich durchschnittlich 5.000 Läden dicht.

Öffentliche Aufmerksamkeit bekommen dabei vor allem die Filialschließungen bekannter Ketten: die geplante Schließung von 47 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäusern, die Abwickelung zahlreicher Filialen der Schuhhandelskette Görtz oder die angekündigte Verkleinerung des Filialnetzes der Modekette Gerry Weber. Doch der größte Teil der Schließungen entfällt laut HDE auf kleinere Fachhändler - auf Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien.

Nicht zuletzt der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren die Geschäftsgrundlage verändert. In der Corona-Krise haben sich noch mehr Kunden daran gewöhnt, auch über das Internet einzukaufen.

"Spirale nach unten droht"

Um das Ladensterben zu stoppen, macht sich der HDE für eine Gründungsoffensive stark. "Unbürokratische und schnelle Genehmigungsprozesse für Umbauten und Umwidmungen müssen ganz oben auf die Prioritätenliste", sagte er. Neuansiedlungen und Gründungen bräuchten optimale Bedingungen. Eine wichtige Rolle könne dabei der Einsatz von Ansiedlungsmanagerinnen und -managern in den Kommunen spielen.

Es sei im Interesse aller Beteiligten, die Lücken in den Stadtzentren so schnell wie möglich wieder zu schließen. Ansonsten drohe eine Kettenreaktion mit noch mehr Leerständen und einer Spirale nach unten, so von Preen.

Innenstädte immer unbeliebter

Dass es mit der Attraktivität vieler Innenstädte schon jetzt nicht mehr zum Besten steht, zeigte Ende vergangenen Jahres eine Befragung von fast 69.000 Menschen in 111 Innenstädten durch das Institut für Handelsforschung (IFH).

Die Antworten auf die Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Innenstadt Freund:innen oder Bekannten weiterempfehlen" waren alarmierend. In rund jeder zweiten Stadt überwog die Zahl derer, die die Innenstadt nicht weiterempfehlen würden. Nur jede vierte Stadt empfanden die Besucher als so attraktiv, dass sie Freunden zu einem Besuch raten würden.

"Online-Handel, Inflation und Karstadt-Pleite: Veröden unsere Innenstädte?" Darüber diskutiert "jetzt red i" am 26.4., 20.15 Uhr live aus Schweinfurt.

Mit Informationen von dpa

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