Pop-Up-Store für Auszubildende in Nürnberg
Bildrechte: BR/Gisela Staiger

In diesem Pop-Up-Store in Nürnberg können sich junge Menschen zu Studium und Ausbildung beraten lassen.

    Ein Job-Store in Nürnberg gegen den Bewerberrückgang

    Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz sinkt immer weiter. Und das obwohl Jobmessen und Berufsberatungen wieder wie gewohnt stattfinden können. In Nürnberg soll nun ein Pop-Up-Store Abhilfe schaffen.

    Mitten in der Nürnberger Innenstadt, in einem leerstehenden Laden, haben Arbeitsagentur, Jobcenter und IHK gemeinsam einen Pop-up-Store eröffnet. Modern eingerichtet, mit Stehtischen und hohen Stühlen, in der Ecke eine Mini-Lounge mit Sitzwürfeln. Im Obergeschoß gibt es die Möglichkeit, in ruhiger Atmosphäre auch mal ein Gespräch mit Firmenvertretern zu führen.

    Bis zum Jahresende soll das ein zwangloser Treff für junge Leute sein, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. An einer Pinnwand und in zahlreichen Ordnern gibt es Ausbildungsangebote unterschiedlichster Branchen. Bildungsexperten der drei Einrichtungen stehen den jungen Leuten bei Bedarf beratend zur Seite.

    Neuland auch für die Mitarbeiter der Arbeitsagentur

    Es sei schon eine Herausforderung für die ganze Mannschaft, so einen Pop-up-Store sechs Monate lang immer wieder mit Leben zu füllen, sagt Kristina Lang, die operative Geschäftsführerin der Nürnberger Arbeitsagentur. "Aber wir haben Bock drauf, weil das ist einfach mal eine andere Möglichkeit, an die Leute heranzukommen", so Lang.

    Viele Jugendliche meinten, es wäre jetzt schon zu spät, um noch einen Ausbildungsplatz für September zu bekommen, sagt Stefan Kastner, Leiter der Berufsbildung bei der IHK Nürnberg. Dem sei aber nicht so. Mit so einem Angebot in der Fußgängerzone, wo sich Jugendliche in ihrer Freizeit aufhielten, hoffe man, den ein oder die andere noch vermitteln zu können.

    Bei jungen Leuten kommt der Pop-Up-Store an

    Das Angebot des Pop-Up-Stores scheint bei der Zielgruppe anzukommen: Ein ganzer Schwung an Schulabgängern steht grade vor der Pinnwand und liest sich durch das vielfältige Angebot an aktuellen Ausbildungsplätzen. Andere stöbern durch Ordner, in denen weitere Lehrstellenangebote gesammelt sind. Und wieder andere lassen sich über ein Studium beraten.

    Auch Firmenvertreter kommen in den Job-Laden

    Und auch die Unternehmen kommen in den Pop-Up-Store: Michael Gruber, Ausbildungsleiter bei den Zapfwerken in Schwaig bei Nürnberg, sucht zum September noch Verfahrensmechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik, gerne auch weiblich. Waldemar Fichtner vertritt die Zeppelin Rental GmbH, ein Dienstleistungsunternehmen am Bau, das auch in Erlangen eine Niederlassung hat. Er sucht Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement, Baumaschinen-Mechaniker und Elektriker. Junge Frauen seien auch hier willkommen.

    Ursachen für das abnehmende Interesse an einer Ausbildung

    Die Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken sieht in der Corona-Pandemie den Hauptgrund für den Bewerberrückgang auf dem Ausbildungsmarkt. Der Lockdown habe ganze Branchen gezwungen, zeitweise komplett zu schließen. Es konnten keine Praktika gemacht werden. Stattdessen mussten Firmen Kurzarbeit anmelden. Das habe Jugendliche verunsichert, erklärt Stefan Kastner, Leiter der Berufsbildung bei der IHK. "Also im Vergleich zu Vor-Corona haben wir momentan in dem Jahr 18 Prozent weniger Verträge schließen können und das liegt in erster Linie an den Jugendlichen, die sich nicht bewerben", sagte Kastner im BR-Interview.

    Aus Sicht von Arbeitsmarktforschern habe Corona zwar den Bewerberrückgang auf dem Ausbildungsmarkt befeuert, die Pandemie sei aber nicht die Ursache, so Professor Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. "Wir haben eine Geburtenrate unter zwei. Das heißt, die Zahl der Schulabgänger wird jedes Jahr kleiner und mehr und mehr orientieren sich einfach auch in die akademische Richtung. Das führt dann in Summe dazu, dass die Ausbildungsstellen immer schwerer besetzt werden können", so Weber.

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