Maximilian Pfister hat sich bereits entschieden: Der IT-Manager aus Weilheim wartet nicht länger, er hat sich einen BMW i4 bestellt. Jetzt muss Pfister allerdings auf das Auto warten. Wer derzeit einen i4 bestellt, bekommt ihn frühestens im ersten Quartal 2023. Beim ix wird als Lieferzeit das zweite Quartal im nächsten Jahr angegeben, wie Insider berichten. Pfister hat das Auto bereits vor einigen Monaten geordert und sollte es eigentlich im Sommer bekommen. Geplant war Juni, wie er erzählt. Aber sein Autoverkäufer habe ihm schon signalisiert, dass es nichts damit werde, aufgrund fehlender Kabelbäume. Der Ausgang sei noch offen. Bei anderen Herstellern sieht es nicht anders aus.
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Materialengpässe und Lieferprobleme
VW-Chef Herbert Diess hat erst vor kurzem deutlich gemacht, dass die Elektroautos des Konzerns in diesem Jahr schon ausverkauft seien. Das gelte auch für die VW-Tochter Audi. Ihre Kundinnen und Kunden erhielten die Audi e-tron Modelle aktuell nach circa fünf bis sechs Monaten, teilten die Ingolstädter auf Anfrage mit, den e-tron GT nach circa acht Monaten und am längsten muss man demnach auf den Q4 e-tron warten, der wird nach Bestellung erst nach 15 bis 18 Monaten ausgeliefert.
E-Autos kaufen ohne lange Lieferzeiten ist möglich
Wer allerdings flexibel ist bei Marke, Modell und Ausstattung, der kann durchaus fündig werden. So spielen auf der Internetseite mobile.de Elektroautos zwar noch eine untergeordnete Rolle, aber unter dem Strich sind es dann doch einige tausend Angebote. Auf der Internetplattform gab es im vergangenen Monat rund 1,3 Millionen PKW-Angebote. Davon waren 1,2 Millionen Gebrauchte und 130.000 Neuwagen.
Bei den Gebrauchten spielten Verbrenner nach wie vor die größte Rolle, 1,6 Prozent seien reine Stromer und bei den Neuwagen ist der Anteil klar höher mit rund sieben Prozent im Moment, so Pressesprecher Nils Möller. Macht unter dem Strich also rund 20.000 gebrauchte und neue Elektrowagen, allein auf der Plattform mobile.de. Es kann allerdings sein, dass man für einen Sofortkauf einige Kilometer fahren muss.
Hohe Nachfrage trotz steigender Preise
Im Durchschnitt geht es bei den Elektroautos bei rund 35.000 Euro los, wenn man etwas mehr Reichweite und mehr als zwei Sitze haben möchte. Nach oben hin gibt es kaum Grenzen. Die teuersten Modelle dürften derzeit von Porsche, Mercedes, Tesla, Audi und BMW angeboten werden, zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Doch die hohen Preise scheinen viele Kunden nicht zu schrecken. Die Nachfrage bleibt aufgrund gesetzlicher Vorgaben und üppiger Subventionen hoch.
Und sie werde auch nicht so schnell mehr nachlassen, glaubt Josef Reitberger. Er ist Chefredakteur des Elektromobilitätsportals Efahrer.com. Das führt zu höheren Preisen. So haben unter anderem Tesla, Ford und Mercedes die Preise für ihre meistverkauften Elektroautos zum Teil deutlich angehoben, wie Reitberger ausführt. Und auch auf dem Internetportal mobile.de. gibt es deutliche Preissprünge. Während Neuwagen mit knapp elf Prozent vergleichsweise wenig teurer wurden, sind die Preise für Gebrauchtwagen im gleichen Zeitraum klar gestiegen, um fast 45 Prozent, so Pressesprecher Möller.
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Satte Subventionen stehen auf der Kippe
Die Preissteigerungen können übrigens dazu führen, dass Subventionen für bestimmte Modelle geringer ausfallen. Denn die Staatshilfe richtet sich nach den Listenpreisen. Umso teurer die Fahrzeuge, umso weniger gibt es oder sogar gar nichts, wenn der Nettolistenpreis des Neuwagens über 65.000 Euro liegt.
Dass die Preise gestiegen sind, hängt aber nicht nur von der hohen Nachfrage ab, sondern auch von höheren Kosten für Rohstoffe, wie zum Beispiel Lithium, Palladium und Nickel. Daneben sind auch Energie- und Logistikkosten deutlich gestiegen. Dabei darf man nicht vergessen, auch die Preise für Verbrenner sind zuletzt deutlich gestiegen. Denn auch hier trifft ein knappes Angebot auf eine hohe Nachfrage.
ADAC: Elektroautos unter Umständen günstiger als Verbrenner
Trotz der gestiegenen Neuwagenpreise bleibt man denn auch beim ADAC bei der Einschätzung, dass sich Elektroautos durchaus rechnen können. Der Experte des Automobilclubs Matthias Vogt verweist auf die neuesten Kostenberechnungen des Vereins. Wenn man Anschaffung, Wertverlust, Versicherung, Steuern und dann natürlich auch die Kraftstoff- beziehungsweise Strom- und Wartungskosten berücksichtigt, können viele Elektroautos nach fünf Jahren und rund 75.000 Kilometer oftmals günstiger werden.
Zum gleichen Ergebnis kamen übrigens auch vor einiger Zeit Redakteure der Zeitschrift "auto motor sport". Generell könne man sagen, dass reine Elektrofahrzeuge bei den Betriebskosten die Nase vorne hätten. Im Bezug auf die Spritpreise vergrößere sich natürlich dieser Abstand, so der Redakteur der Zeitschrift Martin Ehrenfeuchter. Wie am Ende des Tages die Rechnung dann ausfällt, hängt natürlich von vielen Faktoren ab: Welches Modell hat man? Wie lange besitzt man das Fahrzeug? Wieviel ist man unterwegs? Wo lädt man den Strom? Zuhause oder unterwegs an einem Schnelllader, wo es deutlich teurer sein kann und vor allem wie hoch sind die Subventionen?
Was gegen mangelhafte Ladeinfrastruktur tun?
Doch trotz der möglichen Kostenvorteile kann es Sinn machen, mit dem Kauf aufgrund der nach wie vor mangelhaften Ladeinfrastruktur zu warten. Der französische Autobauer Renault setzt seit Jahren auf Elektromobilität, allerdings machte der Chef des Unternehmens Luca de Meo Ende Februar in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" klar, wenn man keine Möglichkeit habe, zu Hause zu laden, solle man sich kein Elektroauto kaufen.
Darüber hat sich auch die Familie Pfister Gedanken gemacht. Er sei gerade dabei sein neues Heim zu planen mit einer Solaranlage auf dem Dach. Das sei doch eine ganz gute Geschichte, wenn man im besten Fall den Strom, den man mit der Sonne produziert dann auch verfahre, so Maximilian Pfister.
Auch der Chefredakteur der Internetseite efahrer.com Reitberger meint, dass es schwierig sei, wenn man keine Lademöglichkeit zuhause habe, aber nicht unmöglich. Seinen Worten nach muss man dann eben vorher ganz genau recherchieren. Vielleicht gibt es ja günstige Ladepunkte in der Nähe. Allerdings sollte man darauf achten, was an den Ladesäulen für Parkregeln gelten, welche Karten funktionieren und wie oft die Ladepunkte belegt sind.
Fazit: Wer über das nötige Kleingeld verfügt, am Besten zuhause laden kann und zudem kein Vielfahrer ist, sondern mit Reichweiten von 300 Kilometern zurechtkommt oder das Elektroauto als Zweitwagen nutzen möchte, für den könnte der Zeitpunkt für ein Elektroauto jetzt schon ganz günstig sein, vorausgesetzt man besitzt nach wie vor Pioniergeist und muss keinen Pferdeanhänger oder Wohnwagen ziehen. Für den ADAC-Experten Vogt jedenfalls steht fest: Wenn man ein E-Auto findet, das zu den persönlichen Bedürfnissen passt, was Reichweite und Größe angeht, dann gebe es nicht unbedingt einen Grund zu warten.
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