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Arbeit 4.0

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DGB-Atlas der Arbeit 2018: So hat sich die Arbeitswelt gewandelt

Die Arbeitswelt wandelt sich - in Deutschland und weltweit. Wie die Gewerkschaften die Entwicklung sehen und wie sie reagieren wollen, haben sie im "Atlas der Arbeit 2018" zusammengestellt. Heute wird er vorgelegt. Von Günter Mayr-Eisinger

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der DGB und die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung analysieren in ihrem "Atlas der Arbeit 2018" die Entwicklung der Arbeitswelt in Deutschland und im internationalen Vergleich. Dabei geht es auch um die soziale Folgen: Arbeit bedeutet soziale Teilhabe und gesellschaftliche Integration, so die These des DGB. Für Deutschland stellen die Gewerkschaften fest: Die Einkommen entwickeln sich nach wie vor ungleich: Kapitaleinkommen wachsen deutlich schneller als Arbeitseinkommen.

Folgen der Deregulierung: Wachsender Niedriglohnsektor

Einer der möglichen Gründe: Seit gut zwei Jahrzehnten landen immer mehr Arbeitnehmer in Mini- oder Teilzeitjobs. Sie werden als Leiharbeiter beschäftigt - und oft schlechter bezahlt - und haben nur Zeitverträge. Hier sieht der DGB die Politik in der Verantwortung: Die habe durch die Deregulierung des Arbeitsmarktes solche Entwicklungen erst möglich gemacht.

So kam es auch dazu, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland stark gewachsen ist. Mittlerweile, so heißt es im "Atlas der Arbeit", ist er einer der größten in Europa. Und Langzeitarbeitslose profitieren nach wie vor zu wenig von der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Vollzeitbeschäftigte arbeiten immer länger

Diejenigen aber, die Arbeit haben, leiden immer stärker unter Überlastung: Jeder elfte Vollzeitbeschäftigte arbeitet mehr als 48 Stunden wöchentlich. Die Zahl der nicht bezahlten Überstunden ist mittlerweile höher als die der bezahlten.

Erleichtert werden solche Entwicklungen durch die Digitalisierung der Arbeitswelt: "Arbeiten 4.0", das bedeutet für viele, dass die Grenzen zwischen Job und Freizeit verschwimmen. Flexibilität ist gefragt. Für jeden Vierten bedeutet das mittlerweile Samstagsarbeit. Und jeder siebte muss auch sonntags ran.

Duale Ausbildung muss sich der Digitalisierung stellen

Den Nachschub an Arbeitskräften bilden in Deutschland - anders als in anderen Ländern - oft die Betriebe aus. Doch die duale Ausbildung in Berufsschule und Betrieb ist nach Einschätzung der Studienautoren nicht genügend auf die Digitalisierung vorbereitet. Fraglich also, ob die hohe Qualität der Ausbildung gehalten werden kann.

Immerhin aber stellen auch DGB und Hans-Böckler-Stiftung fest: Deutsche, skandinavische und niederländische Jugendliche haben gute Chancen auf Arbeit. Südeuropäische dagegen stehen immer noch oft vor Arbeitslosigkeit und prekären Lebensverhältnissen.

Die künftige Rolle der Gewerkschaften

DGB und Hans-Böckler-Stiftung sehen die Arbeitswelt im Wandel. Was fehlt, sind nach ihrer Einschätzung Regeln und Gesetze, die zu den neuen Bedingungen passen. Arbeitszeiten, internationales Crowdworking, Dienstleistungsplattformen, Datenschutz - all das hat die Hans-Böckler-Stiftung unter die Lupe genommen. Vor allem mit Blick darauf, welche Rolle die Gewerkschaften da künftig spielen können.