Frankfurt und Paris machen sich Hoffnungen, wegen des Brexit das europäische Derivate-Geschäft aus London zu bekommen. In vieler Hinsicht ist London für ganz Europa das alles dominierende Finanzzentrum. Ein Beispiel sind die gängigen Zinsdifferenzgeschäfte. Wer im großen Stil mit Währungen spekuliert, nutzt dafür häufig die Zinsdifferenzen in verschiedenen Ländern. Der Ertrag aus dem Verkauf einer Niedrigzins-Währung wird mit einem Swap-Geschäft in eine Hochzins-Währung investiert. Diese sogenannten Carry Trades werden für den europäischen Markt vor allem in London abgewickelt. Dort werden die großen Börsenumsätze generiert, dort findet auch die Abrechnung mit Hilfe des Clearings statt.
EZB will Clearing in den Euroraum holen
Die Europäische Zentralbank will dafür sorgen, dass das Clearing für den Euroraum wegen des britischen EU-Austritts nach Kontinentaleuropa kommt, am besten nach Frankfurt. Banken und Händler als Kunden der britischen Börsen sehen das noch nicht so. Sie müssen erst noch überzeugt werden, mit ihren Umsätzen aus London weg zu gehen. Die Londoner Börse hat in Paris bereits eine Tochtergesellschaft gegründet, um ihre Kunden nicht zu verlieren. Die Deutsche Börse sieht den Brexit auf jeden Fall als eine große Chance.