"Immer älter, immer länger", diesen demographischen Trend gibt es bei der Lebenserwartung, Gesundheit und vermehrt eben auch im Arbeitsleben. Das Statistische Bundesamt hat Menschen in der EU befragt, wie lange sie erwerbstätig sind.
Nur Schweden und Dänen arbeiten noch länger
In ganz Europa ist die Erwerbstätigkeit älterer Menschen ab 55 Jahren in den vergangenen Jahren stark gestiegen - wegen des Fachkräftemangels. So arbeiten in Deutschland 72 Prozent in der Altersgruppe bis 64 Jahre. Ihr Anteil lag zehn Jahre zuvor noch bei 62 Prozent. In der Spitzengruppe bis 69 sind immer noch 17 Prozent aktiv, und auch ihr Anteil ist weiter gestiegen.
Innerhalb der EU wird nur in Schweden und Dänemark noch länger gearbeitet. In den meisten Ländern gibt es auch eine Zunahme, aber am Ende ist dort das Arbeitsleben doch wesentlich kürzer.
Höheres Renteneintrittsalter in Deutschland spielt wohl entscheidende Rolle
Das Statistische Bundesamt führt das vor allem auf die Anhebung des Renteneintrittsalters zurück, das in Deutschland stufenweise auf 67 Jahre steigt. Für den Großteil der Arbeitnehmer ist das mit einer Kürzung ihrer Rente verbunden, weil sie doch nicht so lange durchhalten können. Das gilt vor allem für Menschen mit geringer beruflicher Qualifikation.
Höher Qualifizierte bleiben dagegen länger gefragt, vor allem in sogenannten Mangelberufen wie in der Pflege. Dort ist das Durchschnittsalter der Beschäftigten besonders stark gestiegen.
Statistiker sagen verschärften Mangel von Arbeitskräften voraus
Im Zuge des Fachkräftemangels war zuletzt auch in der Politik von einer noch stärkeren Ausweitung des Arbeitslebens für ältere Menschen die Rede. Doch die Statistiker sehen darin keinen Ausweg, das allein könne nicht die Lösung des Problems sein, meint Frank Schüller, Arbeitsmarktexperte beim Statistischen Bundesamt:
Eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen wird künftig kaum kompensieren können, dass die jüngere Bevölkerung abnimmt und es dadurch deutlich weniger Erwerbspersonen in diesen Altersgruppen gibt.
Künftige Mangelberufe: Bildung, Erziehung und Pflege
Die demographische Entwicklung mit der drohenden Überalterung der Gesellschaft scheint hier eindeutige Vorgaben zu machen. Besonders stark spiegelt sich das in der Statistik für künftige Mangelberufe wieder. Dazu zählen vor allem soziale Tätigkeiten wie in Bildung und Erziehung oder in der Pflege, wo heute schon Arbeitskräfte sehr gesucht sind.
Hinzu kommen hochqualifizierte Tätigkeiten, wo es in absehbarer Zeit immer stärker an Bewerbern fehlen wird. Gemeint sind damit vor allem die sogenannten MINT-Berufe im Bereich Mathematik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften und Technik. Dort müsste es einfach wesentlich mehr Studenten geben, um die hohe Nachfrage der Unternehmen zu befriedigen. Der Maschinenbauverband VDMA weist immer wieder auf den chronischen Ingenieurmangel in Deutschland hin, der sich noch einmal deutlich verschärfen werde, wenn viele derzeit noch Angestellte in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen.
- Zum Artikel: Rente: Wie lange wir in Zukunft arbeiten müssen
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