Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, fordert eine schnellere Energiewende. Neben den erneuerbaren Energien müsse auch das Stromnetz massiv und schnell ausgebaut werden. Sonst drohen höhere Stromkosten, sagte Müller im BR24-Interview der Woche.
Die Kosten für diesen Ausbau werden hoch sein, prognostiziert Müller. Er sagt: "Diese Netz-Ausbaukosten sind schon heftig." Die Stromnetze nicht auszubauen, sei aber keine Option und würde am Ende alles noch teurer machen.
Erneuerbare Energien sollen Strompreis senken
Um die hohen Ausbaukosten auszugleichen, benötigt Deutschland deutlich mehr erneuerbare Energie. Die sei inzwischen unschlagbar günstig und werde den Strompreis senken, so Müller.
Vorausgesetzt, die Stromnetze werden parallel zu den Erneuerbaren ausgebaut. Sonst könne zum Beispiel günstiger Strom aus Windkraft im Norden nicht in den Süden des Landes transportiert werden.
In solchen Fällen müsste Strom aus dem Ausland eingekauft werden, zum Beispiel aus Wasserkraftwerken in der Schweiz, erklärt Klaus Müller von der Bundesnetzagentur. Das, sowie das Hoch- und Runterfahren von Kraftwerken hierzulande, treibe den Strompreis nach oben.
Ausbau der Stromnetze muss schneller werden
Müller sieht Deutschland jedoch gut gerüstet, die Ausbauziele zu erreichen. Seine Behörde und der Gesetzgeber hätten die Verfahren für Genehmigung und Bau von Stromleitungen stark beschleunigt. "Ich gehe davon aus, wir werden schon in diesem und im nächsten Jahr deutlich mehr Anträge, deutlich mehr Genehmigungen und schnellere Baubeginne sehen", zeigt sich Müller optimistisch.
Die Übertragungsnetzbetreiber haben am Freitag einen Plan für die Energiewende vorgelegt: Nach diesem seien über 14.000 Kilometer neue Stromtrassen nötig. Die Kosten werden auf 128 Milliarden Euro geschätzt.
Fossile Heizungssysteme langfristig teuer
In der hitzigen Debatte um den Austausch kaputter Heizungsanlagen ruft der Präsident der Bundesnetzagentur zu mehr Sachlichkeit auf. Er warnt Verbraucher davor, schnell und unüberlegt eine neue Gasheizung zu kaufen – aus Sorge vor einem möglichen Verbot neuer reiner Gas- und Ölheizungen im kommenden Jahr.
Das könnte mit Blick auf die langfristigen Kosten keine kluge Entscheidung sein, so Müller. "Fossile Heizungssysteme sind über die Lebenszeit eine sehr teure Variante" – schon allein, weil der CO2-Preis für Gas- und Ölheizungen in den nächsten Jahren stark steigen wird.
Müller empfiehlt ausführliche Beratung
Müller rät den Verbrauchern, sich ausführlich beraten zu lassen und kritisch zu hinterfragen, was jemand einem verkaufen will. Die in der Anschaffung zwar teurere Wärmepumpe, würde heute schon mit bis zu 40 Prozent gefördert, betont er. Seiner Meinung nach sind zum Beispiel Wärmepumpen, aber auch Fernwärme- oder andere ökologische Heizsysteme gut fürs Klima und gut fürs Portemonnaie.
Bundesweit berichten Handwerker von einer gestiegenen Nachfrage nach Öl- und Gasheizungen, seitdem in Berlin über einen Gesetzentwurf zum künftigen Heizen diskutiert wird.
Ampel-Koalition streitet über Gesetzentwurf
Nach diesem ersten Entwurf aus dem Wirtschafts- und Bauministerium sollen bei einem Heizungstausch ab dem kommenden Jahr nur noch neue Anlagen eingebaut werden, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. In der Ampel-Koalition gibt es dazu Streit. Die FDP lehnt den bisherigen Gesetzentwurf ab.
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